Besser zuhause

Besser zuhause

Mobile geriatrische Remobilisation

Wünschen Sie sich auch, dass Sie im Alter möglichst lange in Ihrer eigenen Wohnung oder Ihrem eigenen Haus wohnen können und Sie Ihren Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen werden? Dann gehören Sie sicher zur Mehrheit in unserem Land. Damit das auch nach einem längeren Krankenhaus wieder möglich wird, dafür gibt es jetzt in Linz ein Pilotprojekt: Besser zuhause.

EIN KRANKENHAUSAUFENTHALT hat für ältere Menschen teils gravierende Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Das akute Problem, z.B. eine Lungenentzündung, ist zwar überwunden. Aber das lange Liegen hat die Muskulatur geschwächt und zu Problemen mit dem Gleichgewicht und der Koordination geführt. Die Sturzgefahr ist erhöht, die Fähigkeit alltägliche Dinge zu verrichten eingeschränkt. Häufig ist auch die Psyche beeinträchtigt. Dazu kommen weitere Veränderungen: neue Medikamente, Anpassungsbedarf bei der Ernährung, spezielle medizinisches Hilfsmittel.

 

 

Bestmögliche Betreuung vor Ort

„Die bestmögliche Betreuung und Begleitung der Menschen, die zu uns ins Krankenhaus kommen, ist schon immer eines unserer ganz zentralen Anliegen“, sagte Mag. Raimund Kaplinger, Geschäftsführer des Ordensklinikums Linz bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Pilotprojekts „Besser zuhause“ Ende März. „Und wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie wir diese Betreuung weiter verbessern können. Deshalb freut es mich sehr, dass wir betagten Patientinnen durch das Programm „Besser zuhause“ jetzt auch über das Krankenhaus hinaus mit der Expertise unserer Mitarbeiterinnen helfen und ihr Leben damit wieder ein Stück unbeschwerter machen können.“

 

Möglichst viele Gesundheitsleistungen zu den Menschen nach Hause zu bringen, entspricht auch dem internationalen Trend. Aber das war nicht der Grund für das Engagement in diesem Bereich. Vielmehr geht es dem Ordensklinikum Linz und den Projektpartnern vom Land Oberösterreich, der OÖ Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer um die vielen Vorteile für die Patientinnen aber auch für die Gesellschaft, die sich daraus ergeben. Der Verbleib in der gewohnten Umgebung erhöht die Sicherheit der betroffenen Menschen und vermindert Stürze. Durch die nicht notwendige „Entwurzelung“ treten auch weniger Verwirrtheitszustände auf.

 

… übrigens:

Das mobile Angebot der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation wurde am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt bereits 2013 ins Leben gerufen. Derzeit wird dieses Angebot auf alle Kärntner Bezirke ausgeweitet.

Wieder für den Alltag gerüstet sein

„Besser zuhause ist speziell für hochbetagte Menschen entworfen, bei denen zu erwarten ist, dass sie nach der Behandlung einer akuten Erkrankung im Krankenhaus wieder zurück nach Hause kommen und dort auf Schwierigkeiten stoßen“, erklärt OA Dr. Hendrik Koller, Leiter der Akutgeriatrie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. „Das liegt meist daran, dass ältere Patientinnen durch längere Krankenhausaufenthalte oder Operationen oft sehr geschwächt sind oder Alltagsfähigkeiten verlieren. Diese Patientinnen stürzen häufig oder können nicht mehr alleine für sich sorgen.“ Ob eine Patientin in das Programm aufgenommen werden kann, entscheidet sich in einem sogenannten geriatrischen Assessment. Dabei werden relevante geriatrische Probleme erkannt, also medizinische Ursachen, Schmerzzustände, sensorische Störungen, soziale oder emotionale Probleme. Außerdem werden alle Medikamente, die die Patientin aktuell einnehmen muss, durch eine klinische Pharmazeutin in Bezug auf Wechselwirkungen, Dosierungsfehler, Kontraindikationen, mögliche Nebenwirkungen etc. überprüft, weil diese Patientinnen häufig viele Medikamente gleichzeitig nehmen müssen.

 

Das individuelle Therapieprogramm zuhause

Die Besonderheit von „Besser zuhause“ startet aber erst nach diesem geriatrischen Assessment. Alle danach nötigen Therapien finden zuhause statt. „Es handelt sich hier um ein echtes Disease Management Programm speziell für ältere Menschen. Wir entwickeln ein auf die Patientin zugeschnittenes Therapieprogramm zur Verbesserung ihrer Funktionalität, ihrer Mobilität und damit ihrer Alltagsautonomie. Dazu gehört auch die Überprüfung der Wohnraumsicherheit, ein längerfristig eigenständig durchführbares Präventionsprogramm gegen Stürze und eine psychologische Testung und Nachbetreuung“, erklärt Koller. Und dieses Programm umfasst meist vier bis fünf Wochen mit jeweils fünf Therapieeinheiten pro Woche.

 

In den ersten sechs Monaten wurden bereits 32 Patientinnen in das Programm aufgenommen. Zwischen 72 und 94 Jahren waren sie alt und konnten durch diese Betreuung in den eigenen vier Wänden wieder „besser zuhause“ wohnen – und das hoffentlich noch recht lange.

 

M. ETLINGER


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