Watteweich

Watteweich

Protokoll einer Patientin in der PACU (Aufwachraum) der Elisabethinen Graz

Mein Aufwachen aus der Narkose ist ein kontinuierliches Aufwachen und Wegdämmern. Die Erinnerung ist zuerst bruchstückhaft. Streiflichter, wie Kindheitserinnerungen, aber zusammenhanglos. Vor allem habe ich das dringende Bedürfnis, weiterzuschlafen.

 

FRAU F. IST 56 JAHRE ALT und hat eine Operation an der Nase hinter sich. Die Mittelscheidewand wurde begradigt, damit sie leichter atmen kann. Ihren Aufenthalt in der PACU (Peri-Anesthesia Care Unit, umgangssprachlich „Aufwachraum“) der Elisabethinen Graz nach der Operation hat sie für die elisabethinen mitprotokolliert:

In den kurzen Momenten des Wachseins fühle ich mich wie in Watte gepackt. Ich weiß, ich kann zusammenhängende Sätze von mir geben, aber ich vergesse sie gleich wieder. Mein Hals und mein Mund fühlen sich etwas trocken an. Ich bin verwirrt und sehr, sehr müde.

Mein Blick richtet sich an die Decke und ich fühle mich für einen Moment geborgen in einem Rosenbeet. Dann meldet sich wieder der Druck im rechten Arm – das Aufpumpen des  Blutdruckmessgerätes holt mich wieder zurück in den Aufwachraum, eine Stimme ruft mich bei meinem Namen. Für einen kurzen Moment öffne ich die Augen, doch ich will jetzt noch nicht wach sein, es fühlt sich so angenehm an hier in meinem Bett, eingelullt in lauter weiche Watte.

Die Stimme neben mir wird deutlicher: „Frau F., Sie können aufwachen, die Operation ist vorbei“, sagt sie.

So, jetzt nehme ich alle Anstrengung zusammen und halte meine Augen offen. Ich bemerke die Sauerstoffmaske in meinem Gesicht, die im nächsten Moment schon entfernt wird. Meine Nase! Ich greife vorsichtig danach und bin froh, dass ich sie ertasten kann. Rund um mich herum sind andere Patienten. Wir sind durch einen Sichtschutz voneinander getrennt, aber ich nehme jetzt die Stimmen des Pflegepersonals und das Piepsen der Geräte schon ganz deutlich wahr. Und dann sagt eine Pflegerin zu mir, dass ich jetzt wieder auf die Station komme. Dort angekommen denke ich mir: Die Zeit in Narkose und kurz danach war viel schöner als die erste Zeit bei vollem Bewusstsein, obwohl ich dank Infusionen kaum Schmerzen spürte.

Das Aufwachen war für mich wie ein Zurückkommen in das Leben, ein Weg, um mich selbst langsam wieder zu spüren. Ein innerlicher Kampf zwischen dem Wunsch nach einem ungestörten Schlaf und der Freude darüber, dass der Eingriff bereits erledigt und alles gut verlaufen ist.


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