effata

Tätowierte Arme, sie heben die schwachen Knochen des Todkranken vorsichtig in den Rollstuhl

 

Irgendwann vor fast 800 Jahren wurden am Fuße des Monte Subasio einem reichen Kaufmannsohn

Augen Mund und Ohren geöffnet und

das Licht Gottes trat in sein Herz

Effata

Und es durchdrang ihn und fiel auf einen Aussätzigen und

er begriff und sah und erblickte Christus und

konnte ihn umarmen

Und lernte die Not der Menschen sehen und die Wunden seiner Zeit und hörte Gott

mit den offenen Augen und den geöffneten Ohren

breiten sich die Hände aus für jene

die flehen und leiden und schweigen und warten

 

Irgendwann vor fast 800 Jahren wurden im Komitat Bratislava einer ungarischen Prinzessin

Augen, Mund und Ohren geöffnet und

das Licht Gottes traf sie mitten ins Herz

Effata

Und es leuchtete in ihr von Kindheit an

immer mehr und strahlte durch sie hindurch

um ihr den Weg zu den Armen und Kranken zu weisen

Brot statt Rosen, Liebe statt Leid,

statt der Burg das Armenspital

Hinschauen und Handeln

 

Effata heute?

Wo sind die geöffneten Augen und Ohren,

wo der geöffnete Mund durch den Christus ein tröstendes Wort

jenen sagen kann, die zu leise schreien für die Welt

 

Effata?

Tätowierte Arme, sie heben die schwachen Knochen des Todkranken

Vorsichtig in den Rollstuhl

Da bleibt eine junge Frau stehen und

geht auf die Knie vor der Obdachlosen

und gibt ihr etwas in die Hand –

Berührung ist mehr wie Almosen

Da hört die zehnjährige, dass man den dicken Buben

in der letzten Reihe auslacht und

stellt sich dagegen und an seine Seite

 

Effata,

das Licht leuchtet immer noch

Elisabeth ist hier bei uns und Franz arbeitet in der Fabrik

Und ich? Und du?

 

Effata,

auch in uns ist das Licht und die Augen und Ohren und der Mund sind geöffnet worden

 

Effata

 

Konvent der ELISABETHINEN GRAZ (U.N.)


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