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einfach

LIEBE LESERINNEN! LIEBE LESER!

Wie oft und in welchem Zusammenhang verwenden Sie das Wort „einfach“?

Ich erinnere mich an meine Ausbildungszeit zur Diplomkrankenschwester. Der Dozent, der uns im Fach Spezielle Chirurgie unterrichtete, dozierte mit großer Leidenschaft über die verschiedenen Operationen und deren Operationsmethoden. Egal, ob er von der Appendektomie, Hernie oder von einer großen Leberoperation sprach, alles versah er mit dem Attribut „ganz einfach“. Aus meiner siebenjährigen Erfahrung als OP Schwester lasse ich dieses einfach über manche Operationen dahingestellt.

Das schlichte Wörtchen „einfach“ kann und wird in vielfacher Weise verwendet und hat viele Bedeutungen. Die Ordensgemeinschaften Österreichs haben es sich zur Aufgabe gemacht, die drei Ordensgelübde „Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut“ zu übersetzen, um den Inhalt dieser Gelübde neu zu kommunizieren. Für Gehorsam steht – wach, für Ehelosigkeit – gemeinsam und für Armut – einfach. In dieser Betrachtungsweise bekommt das eben schlichte Wörtchen „einfach“ eine viel höhere Bedeutung und Zuschreibung als nur als Füllwort oder als Ausdruck für etwas Selbstverständliches.

„Einfach“ im Sinne von Armut heißt, sich in allen Lebensvollzügen im richtigen Maß auf das Notwendige zu beschränken und geistig, spirituell auf das Wesentliche ausgerichtet zu sein.

Unser Charisma, ganzheitlich-frohmachend-heilend für die Menschen da sein, könnte auf eine Kurzform gebracht werden, die lautet: einfach für die Menschen da sein. Das tun wir Elisabethinen in Österreich schon weit über 300 Jahre. In unseren Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen tragen wir ganzheitlich Sorge für Menschen, die medizinische und pflegerische Hilfe brauchen. Für Menschen, die sich weiterbilden wollen und sinnstiftende Impulse für ihre Lebensführung suchen, haben wir in den Wirkfeldern glauben & leben und lernen & leben viele Angebote. Menschen, für die das Zuhause mehr bedeutet als nur Wohnen, sind bei uns Elisabethinen ebenfalls gut aufgehoben. Wir bieten ihnen im Generationenwohnen eine wertvolle Lebenszone. Unsere ganzheitliche Sicht auf den Menschen schließt auch gepflegte Kultur mit ein. Für alle Kulturinteressierten und Menschen, die die persönliche Begegnung mit Künstlerinnen und Künstlern schätzen, bietet der Kulturtreffpunkt „Ort der Begegnung“ ein abwechslungsreiches Programm. Und nicht zuletzt gilt dieses einfache Dasein auch jenen Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase eine besondere Betreuung und persönliche Zuwendung brauchen. Das ermöglichen wir in unseren Palliativstationen und Hospizeinrichtungen.

Die Ordensgelübde: Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit, auch Evangelische Räte genannt, wurzeln im Evangelium. Mit unserem Sendungsauftrag stehen wir im Dienst des Evangeliums und der Kirche. Vielleicht können wir mit unserem Dienst und einfachem Dasein den Menschen etwas von der Mütterlichkeit der Kirche spürbar machen.

Liebe Leserinnen und Leser! Im vorliegenden Magazin bekommen Sie einen tieferen Blick auf das einfache Dasein der Elisabethinen für die Menschen.

 

Sr. M. Barbara Lehner

Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien

im Namen der Elisabethinen in Österreich


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