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Die Corona-Zeit – alles andere als ... #einfach?

Die Corona-Zeit – alles andere als ... #einfach?

Wie sich die Corona-Krise auf die Einrichtungen der Elisabethinen ausgewirkt hat.

Anfang März 2020 war die Welt (scheinbar) noch in bester Ordnung, zumindest in unserem Land. Was danach kam, wissen wir alle. Für die Elisabethinen und ihre Einrichtungen stellte die Corona-Krise sehr unterschiedliche Herausforderungen – vom Hochrüsten für den Corona-Peak im Krankenhaus bis zum totalen Lockdown in Cafés, Fitnesscenter und im gerade erst wiedereröffneten Kurhotel Marienkron. Es entstand in dieser Zeit aber auch Neues und eine Welle der Solidarität.

 

Wahrnehmungen auf dem Weg …

Plötzlich war es in Österreich. Das Virus SARS-CoV-2 oder einfach Corona. Alle Krankenanstalten, auch die der Elisabethinen, waren gefordert. Erlauben sie mir, einige Wahrnehmungen mitzuteilen.

"Es war insgesamt betrachtet für alle Mitarbeitenden im Krankenhaus in Graz, und vermutlich nicht nur in Graz, ein Epidemietraining im Realvollzug bezogen auf ein Virus, das hinsichtlich Letalität (noch ohne Impfung und spezifische medikamentöse Antwort) nach WHOZahlen zu den weniger aggressiven Viren gezählt wird. Hier gilt es, für die Zukunft zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es wird in jedem Krankenhaus Teams geben müssen, die bezogen auf eine Epidemie regelmäßige Schulungen besuchen und andere trainieren können. Diese Teams könnten dann die Virus-Emergency-Marines für den Ernstfall vor Ort sein. Hinkünftig wird wohl auch auf Produktionsstätten von Masken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel in den Europäischen Regionen zu achten sein, die im Notfall die Produktion hochfahren können, um globale Abhängigkeiten und Versorgungsgefährdungen durch Lieferkettenunterbrechungen zu vermeiden. Bemerkenswert habe ich den Gebrauch des Begriffes „Held“ empfunden. Anfangs wurde ich auf meine Tätigkeit im Krankenhaus oft angesprochen und darauf, dass jetzt die in diesen Bereichen Tätigen „Helden“ seien. Ein großes Wort. Ich würde sagen, das Vorbild der heiligen Elisabeth und des heiligen Franziskus ermutigt uns, auch unter schwierigen Bedingungen das aktuell Nötige zu tun, um Menschen in Not zu helfen – gerade auch, wenn das Gewohntes in Frage stellt. Der Einsatz unserer Mitarbeitenden in der so entscheidenden Umstellungsphase der Krankenhäuser auf die Notwendigkeiten der Coronazeit war davon inspiriert ausnahmslos „heldenhaft“. Allen gebührt dafür großer Dank. Corona treibt auch ökonomische lüten. Nicht wenige leben in dieser Krisenzeit nur einen Satz der Ökonomielehre. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Viele E-Mails mit Angeboten für Schutzkleidung und vor allem Masken haben uns erreicht. Die meisten davon bieten zu weit überhöhten Preisen an und immer mit dem Hinweis „nur nach Vorauszahlung des gesamten Preises“. So. Hier teilt sich der Spreu vom Weizen. Der Aufbau nachhaltiger Geschäftsbeziehungen schaut anders aus. Die Gier ist eine Tochter der Not. Erfolgreiche Unternehmen leben in den allermeisten Fällen aber nicht von Quick-Wins, sondern von Haltungen des ehrbaren Kaufmanns: Seriosität, Sorgfalt, Umsicht und Verlässlichkeit. Vertrauen ist noch immer der wirksamste Kraftstoff prosperierender Macro- und Micro-Ökonomien. Das Vertrauen wurde gestärkt in unser Gesundheitssystem, das sich als resilient erwiesen hat. Und in unsere Mitarbeitenden, die hervorragend mitgeholfen haben, diese Zeit gut zu bewältigen.“

 

Chance in der Krise in Wien?

IM FRANZISKUS SPITAL IN WIEN besprach sich der Krisenstab standortübergreifend zweimal täglich per Videokonferenz, um alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen raschest einzuleiten und umzusetzen. Die klare Vorgangsweise und die Transparenz gegenüber den Mitarbeiterinnen dazu gab Sicherheit. Trotzdem waren gerade zu Beginn der Krise viele unterschiedliche „Gefühle“ wahrzunehmen: Angst und Unsicherheit in unterschiedlicher Ausprägung, nicht wahrhaben wollen bis zum Aktionismus aber auch pragmatische Herangehensweisen von Menschen, welche in ihren Heimatländern bereits ähnliche Maßnahmen erlebt haben – „Das geht vorbei – das kenne ich!“ „In unserem Land und in meiner Generation war bisher noch keine wirkliche Krise für mich erlebbar“, sagt Elisabeth Kuntschke MBA, stellvertretende Pflegedirektorin im Franziskus Spital Landstraße in Wien. „Krisen waren bis jetzt immer außerhalb der eigenen Betroffenheit, die ich registrierte und mit meinen Möglichkeiten versuchte, Hilfe zu bieten. Obwohl beruflich Krisenmanagement immer ein Thema ist, überrascht es doch, wenn man plötzlich mitten in einem so einschneidenden und, ich würde sagen, bedrohlichen Geschehen ist. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass viele Menschen durch diese Bedrohung große Ängste und Schwierigkeiten hatten und haben. Trotzdem haben sich in meinem Bewusstsein vor allem die positiven Aspekte dieses Ausnahmezustandes verankert:

• Eine Aufbruchsstimmung, welche „Wir schaffen das!“ zum Motto hatte,

• einen unglaublichen Zusammenhalt der Mitarbeiterinnen aller Berufsgruppen,

• die Sorge um gefährdete Kolleginnen und geistliche Schwestern,

• gemeinsames Arbeiten an fast ausschließlich einem Thema,

• die Krisenfestigkeit der Mitarbeiterinnen.

Ich bin dankbar, dass ich in meiner Aufgabe im Franziskus Spital und als Mitglied im Krisenstab diese Zeit miterleben und mitgestalten durfte und darf. Die vielfältigen und besonderen Herausforderungen, das schnelle Reagieren und Agieren, das Steuern durch die Krise, gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen waren Lernfeld und Bereicherung zugleich“, resümiert Kuntschke. Nach Überwindung der anfänglichen Schockstarre war eine der Herausforderungen, Pandemiepläne für die Essensversorgung im Franziskus Spital zu meistern. Hygienemaßnahmen, rollierende Dienste, eine sichere Verpflegung für das Haus waren hier sicherzustellen. „Doch schon bald habe ich mich gefragt: „Was können wir jetzt noch tun, um Zeiten wie diese gut zu nützen?“, erzählt Thomas Mairhofer, Leiter der Küche im Franziskus Spital und der Café Lounge Elisabeth. „In den letzten Wochen hat sich die Chance aufgetan, strategische Überlegungen zu vertiefen, neue Ablaufpläne zu erarbeiten, Patientinnenumfragen umzusetzen oder auch neue Menüpläne zu erstellen. Das wäre im normalen Alltag so intensiv und rasch nicht möglich gewesen. Ich hoffe, dass nun im Spital die stufenweise Rückkehr in den Alltag sicher gelingt und wir unsere zurzeit geschlossene Café Lounge Elisabeth bald wieder aufsperren können!“

 

Corona-Checkpoints in Linz

Auch in Linz hat sich durch die Corona-Krise einiges verändert und bringt zusätzliche Herausforderungen. Seit Mitte März werden alle Patientinnen, die zur Behandlung in eines der beiden Häuser des Ordensklinikums Linz kommen, beim Corona-Checkpoint (CCP) triagiert. Vortriage nennt sich das System, bei dem Patentinnen nach bestimmten Kriterien eingeteilt werden und so den Zugang regeln. Sie werden dort auf Symptome gecheckt, damit Verdachtsfälle auf das Corona-Virus schnell identifiziert werden können.

 

Interdisziplinäre Teams aus den unterschiedlichsten Bereichen sind somit die erste Anlaufstelle für Patientinnen. Sie gehen nach Checklisten vor und klären ab, ob für das Corona-Virus spezifische Symptome wie Husten, Kurzatmigkeit, Durchfall, Geruchs- oder Geschmackstörung vorliegen, sowie ob die Patientinnen kürzlich in einem Risikogebiet waren oder Kontakt zu erkrankten Personen hatten. Zudem wird bei jeder Person die Temperatur gemessen. Werden Symptome festgestellt, die auf das Corona-Virus (SARS-CoV-2) hindeuten, wird die Person mit einer Mundmaske versorgt und zum Triagearzt geleitet, der über die weitere Vorgehensweise entscheidet.

Schwierige Zeiten meistert man am besten miteinander

Diese Solidarität zeigte sich während der Corona-Krise unter anderem durch großzügige Unterstützung von vielen Seiten. Die Firma Thermofisher hat dem medizinischen Personal 500 Gesichtsmasken zur Verfügung gestellt. Die Casinos Linz, Haribo, Müller, Konditorei Jindrak, Spitz, Innocent, die alevitische Glaubensgemeinschaft und Tupperware haben den Mitarbeiterinnen in den Krankenhäusern mit Sachspenden, Nervennahrung und Erfrischungen viele, teils sehr fordernde Arbeitstage versüßt. Wir sagen danke für die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit!

Der Lockdown

Ganz anders als die Krankenhäuser traf es viele andere Einrichtungen der Elisabethinen. Massagen, Yoga-Einheiten, medizinisches Fitnesstraining, ein Aufenthalt im Kurhotel Marienkron, Vorträge und Fortbildungen – vieles war von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich. Sehr rasch zeigten die Mitarbeiterinnen und Partner der Elisabethinen-Einrichtungen aber, dass viel Kreativität in ihnen steckt. In kürzester Zeit wurden Online-Angebote geschaffen, um Menschen zumindest aus der Distanz gut durch diese Krise zu begleiten. Mit Yoga-Übungen via Livestream, Fitnessübungen per Video und wöchentlichen spirituellen Impulsen auf Facebook leisteten die Einrichtungen der Elisabethinen in der Krisenzeit kleine aber feine Beiträge, um die Herausforderungen gut zu meistern.

 

 

 

Sachspenden für unsere Mitarbeiterinnen.

 

 

 

Danke an all unsere Mitarbeiterinnen und Unterstützer der Elisabethinen Österreich, die in dieser Krise auf vielfältige Weise einfach für die Menschen da waren und es weiterhin sind!

 

C. Lagger, M. Vogl, E. Blohberger, M. Etlinger

 

 

Ostern! In Corona-Zeiten

Michaela Höfler-Bauer, Leiterin der Krankenhausseelsorge bei den Elisabethinen Graz, erzählt, wie sie Ostern in diesen herausfordernden Zeiten erlebt hat:

Die Tage der Karwoche und die darauffolgende Osterwoche erlebe ich jedes Jahr im Krankenhaus als Seelsorgerin als ganz besonders und intensiv. Diese Zeit mit den Patientinnen zu leben, bedeutet mir sehr viel, weil hier immer Tod und neues Leben, Karfreitag und Ostermorgen so nah bei einander liegen. In diesen beiden Wochen verdichten sich für mich die Aussagen unseres Glaubens sehr. Besonders in der Begleitung von schwerkranken, und/oder sterbenden Menschen sowie deren Angehörigen wird für mich Jesu Tod und Auferstehung präsent. Wie eine Karfreitagsliturgie ist für mich der bewusste Besuch von Sterbenden auf den Stationen. An manchen Karfreitagen durfte ich von diesem „Kreuzweg“ durch die Stationen schon dankbar ein besonderes Geschenk mitnehmen: Menschen begleiten, die im Sterben mir selbst das neue Leben kündeten.

Die Kar- und Osterwoche dieses Jahr war natürlich anders. Corona holte auch mich aus dem gewohnten Trott, brachte eingespielte Abläufe durcheinander, verlangte mir ständig Neues ab, durchkreuzte sprichwörtlich meine (Dienst-) Pläne und meinen Kalender – und brachte auch meine persönlichen Unsicherheiten ans Licht. Es war ein bisschen wie Exerzitien. Und die Frage: Wie stehe ich denn eigentlich mit meinem Glauben zu dem Ganzen?

Der Karfreitag heuer war auch ein ganz Besonderer. Am Morgen gleich ein Anruf der Isolierstation. Eine Patientin mit Covid-Verdacht sei in der Nacht verstorben, die Angehörigen möchten sich gerne verabschieden. Wie können wir das möglich machen? Es folgten viele Abklärungen bis ins kleinste Detail – so hatte ich mir diesen Karfreitag eigentlich nicht vorgestellt! Am Nachmittag war es dann soweit, alle Vorbereitungen sind getroffen worden: Verabschiedung mit voller Schutzkleidung statt Karfreitagsliturgie um 15.00 Uhr in der Kirche – oder war sie das, die Karfreitagsliturgie? In der Osterwoche dann das E-Mail der Angehörigen, die Dankbarkeit darüber, dass die Staatsgrenzen sich geöffnet haben, für die Zeit des Abschiednehmens, für das gemeinsame Gebet in dieser so komischen Zeit. Ein Stück Osterhoffnung, die im Karfreitag wurzelt und sich entfaltet am leeren Grab des Ostermorgens, im Auferstandenen der im Garten Maria begegnet – oder eben DIR oder MIR, und sei es „nur“ in einem kleinen Danke E-Mail.

 

M. Höfler-Bauer


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