#einfach … für die Menschen da

# einfach ... für die Menschen da

Der Sendungsauftrag der Elisabethinen in Zeiten von Corona

Warum einfach, wenns auch umständlich geht? – das fragen wir oft ironisch, wenn uns etwas zu umständlich erscheint. Gerade in den vergangenen Wochen, die von Ausgangsbeschränkungen, Home Office und der Reduktion sozialer Kontakte geprägt waren, war aber vieles gar nicht so einfach. Andererseits haben sich viele Menschen auf eine einfachere Lebensweise zurückbesonnen. Werfen Sie mit uns ein paar Blicke auf dieses Wörtchen „einfach“ und seine Bedeutung für die Elisabethinen.

Mein erster Schritt zu diesem Text über das Wörtchen „einfach“ führt mich auf www.duden.de – so beginne ich übrigens recht oft meine Recherche für einen Artikel. Dort sind gleich drei Bedeutungen für dieses so häufig gebrauchte Wort angeführt (siehe Kasten): einfach im Sinne von nur einmal gemacht, einfach im Sinn von unkompliziert und einfach im Sinne von schlicht. Natürlich kennen wir alle diese Bedeutungen. Irgendwie überrascht es aber doch, wie vielfältig wir dieses Wort in unserer Sprache einsetzen können.

einfach

1. nur einmal gemacht, gefertigt; nicht doppelt oder mehrfach

2. a) leicht verständlich, durchführbar; ohne Mühe lösbar; unkompliziert, nicht schwierig

    b) leicht einsehbar; einleuchtend, eindeutig

3. keinen großen Aufwand, Luxus treibend oder aufweisend; ohne große Ansprüche auftretend; schlicht, bescheiden

https://www.duden.de/rechtschreibung/einfach_einmal_simpel, 13.05.2020)

#einfach – ein Teil der Ordensgelübde

Die österreichischen Ordensgemeinschaften haben es dieses Jahr als Jahresmotto gewählt – in der dritten der oben erwähnten Bedeutungen. #einfach steht bei den Ordensgemeinschaften heuer für die aktuelle Interpretation des Armutsgelübdes. Die Armut ist gemeinsam mit Ehelosigkeit und Gehorsam Teil des Versprechens, das Ordensleute Gott bei ihrer Profess machen. Und auch hier hilft der Duden wieder bei der Erklärung: „keinen großen Aufwand, Luxus treibend oder aufweisend; ohne große Ansprüche auftretend; schlicht, bescheiden“, steht dort. Genau darum geht es den Ordensfrauen und Ordensmännern. Und irgendwie passt das auch sehr gut in die Zeit der Corona-Krise mit all ihren Beschränkungen. Auch die Elisabethinen leben nach diesem Grundsatz. Viel persönlichen Besitz oder gar Luxus haben sie nicht. Sie leben in Österreich in vier Gemeinschaften – in Graz, Klagenfurt, Linz und Wien – und teilen in diesen Gemeinschaften auch ihr Hab und Gut. Natürlich sind die Ordensfrauen auch mit Handy und Computer ausgestattet, wenn sie das brauchen. Natürlich machen sie auch einmal Urlaub, aber dann wohl nicht im 5-Sterne All-Inclusive Club in der Karibik, sondern eben #einfach.

Ein Grundgedanke seit über 800 Jahren

Diese Bescheidenheit ist für die Elisabethinen auch Ausdruck ihres Sendungsauftrags, den sie heute gemeinsam mit all ihren Mitarbeiterinnen erfüllen: Für die Menschen da zu sein. Vor über 800 Jahren prägte die Heilige Elisabeth von Thüringen mit ihrem Leben diesen recht einfachen Grundgedanken für die Ordensgemeinschaft der Elisabethinen. Sie verzichtete auf den Reichtum und den Status, den ihr ihre Adelsfamilie bot, und entschied sich für ein einfaches Leben. Sie kümmerte sich um die Kranken und Mittellosen und erkannte dabei, dass sie diese Menschen durch ihre Fürsorge und Unterstützung froh machen konnte. Diesem Vorbild folgen die Elisabethinen als Ordensgemeinschaft seit mittlerweile fast 400 Jahren. #einfach … für die Menschen da zu sein geht heute natürlich ganz anders als noch vor 400 oder gar vor 800 Jahren. Waren es ursprünglich hauptsächlich arme Leute, um die sich die Ordensfrauen kümmerten, so geht es heute um Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Vier Bereiche sind den Elisabethinen in Österreich dabei besonders wichtig: Glauben, Gesundheit, Lernen und Wohnen.

Die Wirkfelder der Elisabethinen

Unterschiedliche Lebenssituationen erfordern unterschiedliche Lebensräume. Vor allem für ältere Menschen ist es wichtig, dass sie so eigenständig wie möglich wohnen können, gleichzeitig aber die nötige Begleitung und eine gute Einbindung in eine soziale Gemeinschaft erfahren. Gerade in Zeiten von Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen, wie wir sie während der Corona-Krise der vergangenen Monate erlebt haben, ist eine funktionierende Hausgemeinschaft besonders wichtig. St. Christophorus, eine Einrichtung der Elisabethinen Graz, ist ein schönes Beispiel, wie das gelingen kann (siehe Seite 26). Und auch bei den Elisabethinen in Linz wird es demnächst so weit sein, dass Menschen unterschiedlicher Generationen und Lebenssituationen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen können (siehe Seite 28).

Auch im Wirkfeld „lernen & leben“ haben sich die Elisabethinen während der Corona-Pandemie engagiert. Auf den ersten Blick erscheint das vielleicht gar nicht so klar, mussten doch Kongresse, Patientenuniversität & Co. abgesagt werden. Aber die Zeit wurde genutzt, um neue Konzepte zu entwickeln, beispielsweise die Impulsveranstaltung „Mut zur Entfaltung“, die im November stattfinden wird (siehe Seite 31). Und in dieser Zeit entstanden auch neue Kooperationen. Die Elisabethinen Linz-Wien unterstützen beispielsweise ChabaDoo, eine Lernplattform, die gemeinsam mit Lehrerinnen die Lerninhalte und das Lerntempo individuell an die Schülerinnen anpasst. Das klingt jetzt gar nicht einfach, macht aber Sinn.

Krankenpflege als ursprünglicher Sendungsauftrag

In der Pflege von kranken Menschen liegt der Ursprung des elisabethinischen Sendungsauftrages. Ohne Gesundheitsdienstleistungen wären die Elisabethinen also nicht das, wofür man sie kennt. Krankenhäuser betreiben können mittlerweile aber auch andere Institutionen. Dennoch bleiben die Elisabethinen im Wirkfeld „gesundheits & leben“ weiterhin sehr aktiv. Es geht ihnen darum, für die Menschen in Gesundheitsfragen da zu sein. Das tun sie natürlich weiterhin in den Krankenhäusern – im Krankenhaus der Elisabethinen Graz, im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt, im Ordensklinikum Linz und im Franziskus Spital in Wien. Gesundheitsversorgung geht für die Elisabethinen aber weit über die Mauern ihrer Krankenhäuser hinaus. Sie beginnt bei der Förderung der Gesundheitskompetenz und zieht sich über Präventionsmöglichkeiten bis zu Angeboten der Rehabilitation nach akuten Krankheiten. Der Grundgedanke bleibt in all diesen Bereichen aber gleich: Die Elisabethinen wollen mit ihren Einrichtungen einfach für die Menschen da sein und sie unterstützen, ein gesundes, frohes Leben zu führen.

Der Glaube als Quelle der Kraft

All diese Aktivitäten und Initiativen betreiben die Elisabethinen-Konvente auf Basis eines tiefen Glaubens und in großem Vertrauen auf Gott. Die enge Verbindung der Ordensfrauen zu ihren Einrichtungen stellt immer schon sicher, dass der Sendungsauftrag der Elisabethinen den Kern ihres Tuns ausmacht. Das sehr aktuelle Schlagwort der „Purpose Driven Organizations“ ist bei den Elisabethinen tief verwurzelt. Die Elisabethinen wollen mit ihrem Wirkfeld „glauben & leben“ aber auch Menschen außerhalb ihrer Ordensgemeinschaft an ihrer Spiritualität teilhaben. Seelsorgliche Dienste in den Krankenhäusern gehören ebenso dazu wie Angebote für Exerzitien, die gemeinsame Feier von Gottesdiensten oder die Begleitung von Menschen auf der Suche nach ihrem Glaubensweg. Während der Corona-Krise war vieles davon nicht so möglich, wie man es sonst gewohnt war. Trotzdem fanden die Elisabethinen Wege, wie sie Schritte in der Begleitung der Menschen setzen konnten. So fand beispielsweise jeden Mittwoch ein Mittagshalt statt: ein kurzer spiritueller Impuls zum Innehalten, der via Facebook-Livestream übertragen wurde. Und auch die Teilnahme an der österreichweiten Aktion „Lichter der Hoffnung“ machte deutlich, dass die Verbundenheit im Glauben zur Not auch ohne Zusammenkunft in einem Raum möglich ist (siehe Seite 34). Für die Ordensfrauen stellte die Corona-Zeit dennoch eine sehr große Herausforderung dar. Schließlich galt es auch, die Gesundheit der älteren Schwestern zu schützen. Die Konvente mussten sich deshalb stark in die physische Isolation zurückziehen. In Linz entschied man sich sogar dafür, den Konvent in zwei Gruppen zu teilen: den inneren Konvent der älteren Schwestern mit einigen jüngeren zur Betreuung und den äußeren Konvent der Schwestern, die nach wie vor in den verschiedenen Einrichtungen mitarbeiten.

Ein Dienst der Nächstenliebe

„Wie unsere Vorgängerinnen stellen wir unsere Kraft in den Dienst der Nächstenliebe“ – so haben die Elisabethinen es in der Charta der elisabethinischen Sendung formuliert. Diese Kraft schöpfen sie aus ihrem Glauben. Und gemeinsam mit allen ihren Mitarbeiterinnen in den elisabethinischen Einrichtungen wollen sie einfach für die Menschen da sein. Ein schöner Gedanke und ein großer Auftrag.

 

M. Etlinger


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