Die „grünen“ Manager

Die „grünen“ Manager

Elisabethinen-Krankenhaus zählt zu den nachhaltigsten Unternehmen 2021

Umweltschutz, Klimawandel und Energiewende sind in aller Munde. Am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt treiben Mag.a Dr.in Elke Haber, MBA, Kaufmännische Direktorin und Geschäftsführer Mag. Michael Steiner, MAS, die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Krankenhausbetrieb so konsequent voran wie kaum andere. Ihre Pionierarbeit trägt Früchte. Kürzlich wurde das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt österreichweit zu den nachhaltigsten Unternehmen 2021 gewählt und überzeugte in den Kategorien ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit, Ansehen, Technologie und Innovation. Ein Interview über den Weg des traditionsreichen Ordensspitals zum erfolgreichen „grünen“ Spital.

Titelbild: Das Umweltteam des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt mit Beispielen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO.

 

Wann und aus welchen Gründen hat sich das Elisabethinen Krankenhaus entschieden, die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Fokus zu rücken?

MAG. STEINER: Im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt haben wir Nachhaltigkeit schon seit jeher in unserem Leitbild verankert und Projekte im sozialen, ökonomischen und ökologischen Bereich umgesetzt. Der Konvent der Elisabethinen Klagenfurt hat als einer der ersten Ordenskonvente in Österreich den Krankenhausbetrieb im Jahre 2003 in eine gemeinnützige Gesellschaft eingebracht und damit den Grundstein gelegt – sprich die Pionierarbeit geleistet für eine moderne „nachhaltige“, sprich soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung des Elisabethinen-Krankenhauses in der Landeshauptstadt innerhalb der letzten 15 Jahre.

DR.in HABER: Ich habe eine CSR-Ausbildung abgeschlossen und fragte dann die Kollegiale Führung und die Eigentümervertreter: „Machen wir’s ganz oder gar nicht?“ Dann haben wir beschlossen, die nachhaltige Ausrichtung zu verstärken, indem wir konsequent diesen Weg gehen und auch die Mitarbeiter*innen als Multiplikatoren gewinnen und mitnehmen. Wir haben uns den Ruf erarbeitet, dass wir ein guter, mitarbeiterorientierter Arbeitgeber sind und uns ist es wichtig, dass jede*r verantwortungsvoll handelt. In Krankenhäusern wird gerade der Faktor Mensch häufig vernachlässigt. Doch gerade hier muss man ansetzen und das Bewusstsein schärfen.

Wie haben Patient*innen und Mitarbeiter*innen auf die Maßnahmen und Veränderungen reagiert?

DR.in HABER: Sehr positiv und wir sind generell auf offene Ohren gestoßen. Die Patient*innen spüren die Bemühungen des Krankenhauses im Patientenalltag und auf der Station. Die Mitarbeiter*innen nehmen die Verbesserungen am und rund um den Arbeitsplatz wahr. Die Küche erhält bis heute großes Lob für das Essen mit Feedback wie „Weiter so“ oder „so gut hat es mir im Krankenhaus noch nie geschmeckt“ … Dass es auch den Mitarbeiter*innen besser schmeckt, erkennen wir an der Anzahl jener, welche früher und heute im Mitarbeiter-Speisesaal ihr Mittagessen einnehmen.

An welchen Stellen setzt Nachhaltigkeit im Krankenhaus an?

DR.in HABER: Von ganz oben bis ganz unten – an allen Stellen, wo Entscheidungen getroffen werden müssen, setzt der „Nachhaltigkeitsaspekt“ an. Als Beispiel: vom Strategiepapier bis zum Vertragsinhalt, wo es um die Auswahl von Reinigungsmaterialien beim externen Dienstleister geht. Wir stellen uns die Frage: Welche Alternative passt am besten ökologisch, ökonomisch und sozial gesehen, um die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses auf allen Ebenen zu sichern?

Welche nachhaltigkeitsrelevanten Maßnahmen wurden ergriffen und auf welche Erfolge blicken Sie zurück?

DR.in HABER: Das wichtigste, das wir erreicht haben und das man nicht quantifizieren kann, ist das höhere Bewusstsein für den Umweltschutz. Von den Mitarbeiter*innen bis zur Kollegialen Führung leistet bei uns jede*r einen Beitrag.

Eine Maßnahme und gleichzeitig einer unserer größten Erfolge ist die Ambulante Geriatrische Remobilisation in Kärnten. Durch Remobilisierung der geriatrischen Patient*innen mittels mobiler Geriatrie ist ein längeres „Betreut-Werden“ älterer Menschen in häuslicher Umgebung möglich. Die Teams anderer Krankenhäuser waren auf Hospitationen im Elisabethinen-Krankenhaus, um Einblick in die Abwicklung und Expertise der mobilen Remobilisation zu erhalten. Die kärntenweite Implementierung konnte danach in Angriff genommen werden.

Auch im Bereich der Speisenversorgung im Krankenhaus konnten wir zahlreiche Maßnahmen ergreifen und erfolgreich umsetzen. Das beginnt bei der Sanierung der Krankenhausküche, dem Austausch von Großgeräten bis hin zur Anschaffung neuer energiesparender Kochtöpfe. Mit dem neuen E-Herd kann insgesamt eine Energieeinsparung von 50 % erreicht werden. Die alte Bandspüle in der Küche wurde ausgetauscht. Hier konnte eine Stromeinsparung von 30 % erreicht werden, einhergehend mit einer Reduktion der Betriebszeiten, da die Tellerleistung der Maschine erhöht wurde.

Verbesserungen gab es auch im Bereich des Raumklimas für die dort tätigen Mitarbeiter*innen, da das Abluftkonzept erneuert wurde. 2020 wurde die Küche im Elisabethinen Krankenhaus mit dem ÖGE-Gütezeichen für nährstoffoptimierte Speisenqualität für die Menülinie der „Leichten Vollkost“ ausgezeichnet. Erst kürzlich tauschten wir das gesamte Patientengeschirr aus. Hier setzen wir, neben den ohnehin notwendigen Aspekten der Hygiene, auf europäische Qualität und natürliche Rohstoffe, Energie-Effizienz und viele weitere Faktoren.

Seit 2014 ist eine Grundwasserwärmepumpe zur Wärmeerzeugung im Krankenhaus installiert und in Betrieb. Diese Wärmepumpe wird vom hauseigenen Tiefenbrunnen im Klostergarten mit Wasser versorgt. Wir haben dazu den Klosterbrunnen reaktiviert. Somit wird unser Haus einerseits durch die Fernwärme und andererseits durch die Wärmepumpe mit Energie versorgt. Wird der Heizbedarf von 2014 mit dem Heizbedarf von heute verglichen, ergibt sich eine Einsparung beim Heizbedarf Fernwärme von rund 47 %. Das heißt eine Reduktion von 47 % für unsere Umwelt. Seit Jahren hat sich im Elisabethinen-Krankenhaus für unsere Patient* innen die Aromapflege etabliert. Wir stellen in unserer Anstaltsapotheke Duftmischungen und Rezepturen her, diese beeinflussen den Genesungsprozess von Körper und Seele. Ein nachhaltiges Konzept in der Patientenpflege, das nun seit über 13 Jahren bei uns im Haus bewährt an Patient*innen angewendet wird.

Was empfehlen Sie Kolleg*innen in anderen Gesundheitseinrichtungen mit Blick in die Zukunft?

DR.in HABER: Floskeln wie „Das war schon immer so ...“ muss man aufbrechen und ihnen mit Mut gegenübertreten. Ich rate allen, die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz aktiv im Führungskollegium anzusprechen und gemeinsam Ziele zu formulieren. In Österreich gibt es außerdem viele Gelegenheiten für Gesundheitseinrichtungen, um den Umweltschutz richtig anzupacken. Bei der Umsetzung empfehle ich zwei Herangehensweisen: Erstens muss der Aufwand für die Organisation gering sein. Zweitens gilt als Voraussetzung, dass das nachhaltige Krankenhaus im „Spitalsalltag“ umsetzbar und handlungsleitend sein muss. Dies spricht für einfach handzuhabende Instrumente, denn jede*r Einzelne muss seinen*ihren Beitrag leisten können.

K. KOGLER


« zur Übersicht​​​​​​​