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Vom Bergbauernkind zur Managerin

Vom Bergbauernkind zur Managerin

Sr. Innocentia Schmidt war die treibende Kraft hinter der Entwicklung des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz

Noch heute hört man bei den Elisabethinen in Linz immer wieder Geschichten von einer bemerkenswerten Ordensfrau, die maßgeblich an der Entwicklung des Linzer Ordensspitals zu einer modernen Gesundheitseinrichtung mitgewirkt hat. Sr. Innocentia Schmidt beeindruckte ihre Zeitgenoss*innen nicht zuletzt durch ihre Persönlichkeit, ihr Gottvertrauen und ihren Weitblick.

Titelbild: 1983 erhielt Sr. Innocentia Schmidt das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich verliehen.

 

VOR 100 JAHREN, im Jahre 1921 wurde Anna Schmidt als Kind einer Bergbauernfamilie in Oberwang im südlichen Oberösterreich geboren. Sie wuchs in einem religiösen Elternhaus auf, hegte aber keineswegs den Wunsch, Ordensfrau zu werden. „Eher glaube ich, dass der Mondsee austrocknet, als dass ich glaube, dass sie ins Kloster geht“, soll ein Onkel etwa einmal gesagt haben. Vielmehr wollte das wissbegierige Mädchen Lehrerin werden, was aber an den finanziellen Möglichkeiten der Familie scheiterte. Stattdessen arbeitete sie nach sieben Jahren Volksschule in der Gemischtwarenhandlung ihrer Tante in Mondsee und am elterlichen Hof mit.

Erster Kontakt zu den Elisabethinen

Mit 18 Jahren kam sie anlässlich einer Operation in das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz. Die damals noch strenge Klausur der Ordensfrauen fand sie zu diesem Zeitpunkt immer noch schrecklich. Mit der Zeit reifte aber der Wunsch in ihr, Krankenschwester zu werden und auch die Elisabethinen tauchten in ihren Gedanken immer wieder auf. Acht weitere Jahre zogen ins Land, ehe die dann 26-jährige tatsächlich ins Kloster der Elisabethinen Linz eintrat. Sie wurde von nun an Sr. Innocentia genannt. Ihr Berufswunsch, Krankenschwester zu werden, ging allerdings nicht in Erfüllung. Mit 26 Jahren war sie für die Aufnahme in die Krankenpflegeschule bereits zu alt. Stattdessen kam sie in die Verwaltungskanzlei des damals noch kleinen Krankenhauses mit 110 Betten und nur zwei medizinischen Abteilungen. Sie lernte rasch die notwendigen Fertigkeiten und machte sich Schritt für Schritt mit Akribie und Einsatzfreude unersetzlich.

„Was auf mich zukommt, nehme ich an und schaue, wie ich das Beste daraus machen kann.“

Leidenschaft für das Baumanagement

Ihre Leidenschaft fand Sr. Innocentia schon bald im Baumanagement. Für den ersten Ausbau des Krankenhauses über die Klostermauern hinaus sollte ursprünglich der Krankenhausseelsorger als Bauleiter fungieren. Als dieser zurücktrat, kam für die junge Ordensfrau ihre Stunde. In zahlreichen Besprechungen wurden die ursprünglich bescheidenen Pläne überarbeitet. Statt lediglich vier Stockwerken sollte der neue Bettentrakt nun neun Geschoße umfassen, das Klostergebäude deutlich überragen und die Bettenkapazität massiv steigern. Und als am 5. August 1957 der Spatenstich zu diesem Neubau erfolgte, sollte das auch der Startpunkt für eine Bau- und Expansionsgeschichte sein, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte.

1968 wurde Sr. Innocentia offiziell zur Verwaltungsleiterin des Krankenhauses ernannt und blieb bis 1993 in dieser verantwortungsvollen Position. Sie wurde in dieser Zeit aber nicht als Verwalterin wahrgenommen, vielmehr war sie gestaltende Kraft und sorgte dafür, dass das Krankenhaus immer vorne mit dabei war. Auch über die neuesten medizinischen Entwicklungen wusste sie stets Bescheid. Sie las die entsprechenden Fachzeitschriften, beriet sich mit den Expert*innen im Haus und traf zukunftsweisende Entscheidungen. So kam auch der erste Nierensteinzertrümmerer schon sehr früh nach der Entwicklung dieser Technologie zu den Elisabethinen nach Linz, und der damalige Gesundheitsminister war einer der ersten Patienten, die von dieser Innovation profitierten.

Privataudienz bei Papst Johannes Paul II

Ein besonders beeindruckendes Ereignis im Leben der Ordensfrau ereignete sich im Oktober 1985. Gemeinsam mit Sr. Norberta Zauner, der damaligen Generaloberin, durfte sie die Elisabethinen am Weltkongress der Katholischen Krankenhäuser in Rom vertreten. Dort wurde die Arbeit der Ordensspitäler ganz offiziell von der Kirche als Beitrag zur Verkündigung der Heilsbotschaft Jesu Christi bestätigt. Es kam auch zu einer Privataudienz der Kongressteilnehmer*innen bei Papst Johannes Paul II. Der Hl. Vater begrüßte alle Anwesenden persönlich, überreichte ihnen jeweils einen Rosenkranz, und die beiden Elisabethinen konnten ihm die neue Broschüre ihres Krankenhauses übergeben.

Die Botschaft dieses Kongresses bestärkte Sr. Innocentia. So sorgte sie auch weiterhin dafür, dass das Krankenhaus immer perfekt war. Das betraf aber nicht nur Komfort, Schönheit und Sauberkeit des Gebäudes. Auch für die Anliegen der Mitarbeiter*innen und Patient*innen hatte sie immer ein offenes Ohr. So betreute sie beispielsweise die Beschwerdefälle persönlich und man konnte sicher sein, dass man von ihr aufmerksam, freundlich und mitfühlend behandelt wurde, wie sich Hans- Jörg Böhmig, ihr langjähriger Wegbegleiter als Ärztlicher Direktor erinnert.

M. ETLINGER


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