Froh sein ist total einfach

Froh sein ist total einfach

Glücksforscher Manfred Rauchensteiner im Gespräch

„Glücklichsein kann man lernen“, sagt Manfred Rauchensteiner. Als ausgebildeter Emotionstrainer, Glücksforscher, Autor und Wissensentwickler beschäftigt er sich mit den Phänomenen des Glücklichseins. Im Gespräch mit „die elisabethinen“ erklärt er, wie das Frohmachen funktioniert – oder auch nicht.

DIE ELISABETHINEN:Die Aufforderung der heiligen Elisabeth, die Menschen froh zu machen, ist mittlerweile 800 Jahre alt. Die Elisabethinen wollen diesen Auftrag in der Gegenwart umsetzen. Aber was ist aus Sicht des Glücksforschers eigentlich das, was Menschen froh macht?

RAUCHENSTEINER: Da stellt man sich zuerst immer die Frage: Woran erkenne ich, dass ich froh bin? In Wirklichkeit ist das Glücklichsein ein Körpergefühl. Es funktioniert bei allen positiven Gefühlen gleich, nur der Kopf gibt dann ein Etikett dazu: jetzt bin ich übermütig, jetzt bin ich froh oder jetzt bin ich zufrieden. Das erkennen wir daran, dass sich die Vorderseite des Oberkörpers leicht und weit anfühlt und wir ganz leicht atmen können. Wenn der Brustbereich hingegen eng und druckvoll wird, ist das ein Zeichen dafür, dass es dir schlecht geht. Das drückt sich auch in der Atmung aus: je schlechter es dir geht, desto schwerer kannst du atmen.

DIE ELISABETHINEN: Sie sind ja mit vielen Menschen in Kontakt, in Ihren Vorträgen, Workshops und Trainings. Drücken diese Menschen Ihnen gegenüber aus, was sie froh macht?

RAUCHENSTEINER: Ja. Da kommt im Normalfall immer ganz weit vorne die Gesundheit. Aber was hilft dir die Gesundheit, wenn du immer unglücklich bist? Oder hättest du lieber ab und zu einen Schnupfen und bist gut drauf? Selbst wenn jemand schwer krank ist, starke Schmerzen hat, erzeugt beispielsweise eine sehr gute Nachricht schon wieder ein angenehmes Körpergefühl. Und das ist in Wirklichkeit das Einzige, was wir haben wollen.

DIE ELISABETHINEN: Das heißt dann auch, dass ich durchaus auch glücklich sein kann, wenn ich schwer krank bin.

RAUCHENSTEINER: Das hängt damit überhaupt nicht zusammen. Das merkt man auch in Tests, dass z.B. ein Rollstuhl - fahrer, wenn er aus der schlimmsten Phase wieder draußen ist, genauso glücklich sein kann, oder vielleicht sogar noch mehr, als jemand, der einen gesunden Körper hat. Das liegt daran, dass der Körper nur auf Aufmerksamkeit reagiert. Der Körper kann nicht unterscheiden, ob ich nur an etwas denke oder ob tatsächlich in meinem Leben etwas passiert. Also wenn wir jetzt hier im Raum sitzen, und du denkst an ein ganz schlimmes Erlebnis, dann wirst du schnell bemerken, dass es dir schlechter geht. Wenn du aber an etwas Schönes denkst, an etwas das du geschafft oder bekommen hast, dann geht es dir gleich wieder besser.

DIE ELISABETHINEN: Heißt das, dass alles was wir denken oder sagen dann eigentlich ausschlaggebend dafür ist, wie wir uns fühlen?

RAUCHENSTEINER: Ganz genau. Es macht einen Unterschied ob du im Spital liegst und froh darüber bist, dass du noch lebst, oder ob du dich vom Leben geschlagen fühlst und dich fragst, warum gerade du dir wieder den Fuß gebrochen hast. Wenn du mit positiven Gedanken herumspielst, zieht es dich sofort rauf. Das heißt, wir sind in Wirklichkeit extrem mächtige Wesen. Wir können uns bewusst jederzeit jedes Körpergefühl erschaffen. Alleine durch Aufmerksamkeit.

DIE ELISABETHINEN: Ist das dann nicht auch eine Art von Selbstbetrug, wenn ich schlechte Gefühle durch positive Gedanken zu überlagern versuche?

RAUCHENSTEINER: Das kommt jetzt darauf an, was du gelernt hast. Wenn du gelernt hast, dass du Gefühle nicht wegdrücken sollst, weil dann etwas Schlimmes passiert, dann wirst du einen Widerstand haben, das zu tun. Du hast aber immer die Wahl. Du kannst eine Entscheidung treffen, ob du an etwas Schönes, Gutes denken willst oder ob du das schlechte Gefühl bei dir lassen willst. Viele Menschen bleiben aber im Leid, weil sie schon als Kind gelernt haben, dass das mehr Aufmerksamkeit bringt. Wenn es dir als Kind schlecht geht, dann kümmern sich alle um dich, damit es dir möglichst schnell wieder gut geht. Das haben wir gelernt. Deshalb bleiben auch viele Erwachsene im Leid, um Mitleid und Aufmerksamkeit von Ihrer Umgebung zu bekommen. Eigentlich ist aber jeder Mensch selber dafür verantwortlich und hat es selber in der Hand, wie es ihm geht.

DIE ELISABETHINEN: Wenn jeder Mensch selber dafür verantwortlich ist, dann heißt das ja im Umkehrschluss auch, dass man von außen nicht viel oder gar nichts dazu beitragen kann, dass jemand glücklicher ist.

RAUCHENSTEINER: Das ist eine wichtige Frage. In Wahrheit ist es so: Du kannst machen was immer du willst, um dein Gegenüber glücklich zu machen. Aber der andere entscheidet, ob es ihm dadurch besser geht oder nicht. Das entscheidest du mit deiner Handlung nicht. Es kann auch sein, dass du zu mir kommst, mir gut zuredest, mir dabei aber fürchterlich auf die Nerven gehst. Und ich erzeuge dadurch in meinem Körper Wut und Ärger, weil ich mit deiner Handlung nicht zufrieden bin. Das liegt aber nicht an dem, was du machst, sondern daran, was ich darüber denke. Wenn ich aber gut finde, was du machst, dann richtet mich das auf. Es geht also um meine Beurteilung dessen, was du machst.

DIE ELISABETHINEN: Kann ich also gar nichts von außen dazu beitragen, dass beispielsweise ein Mensch, der gerade im Krankenhaus liegen muss, wieder etwas fröhlicher sein kann?

RAUCHENSTEINER: Natürlich kann ich versuchen, dem anderen eine Freude zu machen. Einen Kranken besuchen müsste also immer heißen, mit bester Laune hineingehen, ihm mit positiven Gedanken Mut machen und ihn aufrichten. Ich brauche nicht mit ihm mitleiden. Das hilft ihm nicht und mir auch nicht. Ja, ich verstehe, dass es ihm nicht gut geht, aber deshalb muss es nicht mir auch schlecht gehen. Als Besucher, aber auch als Pflegender oder Arzt soll ich also nicht das Mitleid zelebrieren, sondern dem Kranken Mut machen und ihm zeigen, dass ich daran glaube, dass es ihm wieder gut gehen wird.

DIE ELISABETHINEN: Lieber Herr Rauchensteiner, vielen Dank für das Gespräch.


MANFRED RAUCHENSTEINER


veranstaltet als ausgebildeter Emotionstrainer, Glücksforscher, Autor und Wissensentwickler zahlreiche Vorträge, Workshops, Seminare und Einzeltrainings. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die Glücksforschung, deren Ergebnisse er in Vortragsreihen thematisiert.

Weitere Informationen: www.rauchensteiner.at


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