Einblick in die Arbeitswelt

Einblick in die Arbeitswelt

Praktikantin auf der Palliativstation

Krankenhaus – das Grauen vieler Menschen, vor allem bei kleinen Kindern. Doch bei mir war das nicht so. Schon im Kindergartenalter sagte ich zu meiner Mama: „Eines Tages will ich Menschen helfen und in diesen großen Häusern arbeiten.“ Insbesondere inspirierten mich die weiße Arbeitskleidung und der lange Mantel – diesen wollte ich eines Tages selbst tragen. Und ich liebte den Geruch von Desinfektionsmittel, das ich mir als Erstes auf die Hände schmierte, als wir meine Oma im Krankenhaus besuchten.

Als dann die Entscheidung fallen musste, welchen Weg ich nach der Hauptschule einschlagen werde, war mir ziemlich schnell klar, dass ich in einen Sozialberuf einsteigen möchte. Ich entschloss mich, die HLW Sozialmanagement Caritas zu besuchen, in der ich zurzeit die 3. Klasse absolviere. Mein unterjähriges Praktikum absolviere ich auf der Palliativstation im Krankenhaus der Elisabethinen Graz.

 

Traumpraktikum

Der Weg zur Praktikumsstelle war spannend. Nachdem unser Lehrer unsere Klasse über das Stellenangebot informiert hatte, feilte ich bis auf das Feinste an meinen Bewerbungsunterlagen, denn mir war klar, dass ich diese Stelle unbedingt wollte. Beim Vorstellungsgespräch, das ich mit zwei Kollegen machte, war ich sehr nervös, aber trotzdem fest davon überzeugt, dass ich es schaffen werde. Als der Anruf kam, dass ich diejenige bin, die auf der Palliativstation neue Erfahrungen sammeln darf, konnte ich kaum glauben, dass ein kleiner Schritt meines großen Traums in Erfüllung geht.

Kleinigkeiten bewirken Großes

Dann stellt man sich natürlich sehr viele Fragen. Was erwartet mich? Was darf ich alles machen? Ist diese Arbeit wirklich etwas für mich oder bilde ich mir nur ein, dass ich für diese Berufsgruppen geeignet bin? Doch als der erste Arbeitstag vorbei war, war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich bin nach Hause gefahren und habe meiner Familie stolz erzählt, welche Tätigkeiten ich erledigen durfte. Was für eine Freude es mir bereitete, Menschen, denen es sehr schlecht geht, ein kleines Lächeln durch eine Unterstützung oder nur durch die Zubereitung eines Tees ins Gesicht zu zaubern. Da bekommt man das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Sei es, die Patienten mit dem Frühstück zu wecken, Sonderwünsche entgegenzunehmen, bei der Visite zuzuhören und neue medizinische Erfahrungen zu machen: Bei allem bin ich mit Herz und Seele dabei.

Vertrauen aufbauen

Ich darf während meines Praktikums auf der Palliativstation in mehrere Berufe hineinschnuppern: Pflege, Sozialarbeit, Physiotherapie und Psychotherapie, wobei ich jedes einzelne Berufsfeld als sehr spannend empfinde. Bis jetzt durfte ich in der Pflege mithelfen und es macht mir großen Spaß. Jeden Dienstag fahre ich statt in die Schule ins Krankenhaus der Elisabethinen. Bestimmte Tätigkeiten darf ich schon alleine übernehmen, zum Beispiel das Essen servieren. Nur manchmal hab ich ein unsicheres Gefühl weil ich merke, dass Patienten mir nicht ganz vertrauen, da sie mich nicht kennen und wissen, dass ich nur eine Schülerin bin. Doch ich versuche, zu jedem Patienten und zu jeder Patientin dieses Vertrauen aufzubauen um mit ihnen gut arbeiten zu können und um die Pflegekräfte, die mich alle liebevoll von Anfang an aufgenommen haben, zu unterstützen. Ich schätze es sehr, in meiner Schule so eine große Spanne von Praktikumsmöglichkeiten zu haben. Dadurch lernt jeder einzelne von uns neue Situationen kennen und kann sehr viele Erfahrungen für sein späteres Leben sammeln. Ich glaube, dass das Praktikum auf der Palliativstation mich persönlich sehr stärkt und mir viel Mut gibt – Mut, mich an die Menschen zu trauen und sie zu unterstützen. Dadurch lerne ich auch viele Fähigkeiten wie Empathie, Freude an der Arbeit und Geduld. Diese werde ich brauchen, denn durch das unterjährige Praktikum habe ich gemerkt, dass ich unbedingt in ein soziales Berufsfeld einsteigen und großartige Arbeit leisten möchte.

A. MARCHEL


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