Die „braunen“ und die „weißen“ Schwestern

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind …

Zwei Ordensgemeinschaften leben im Haus der Elisabethinen in Graz unter einem Dach: Elisabethinen und Dominikanerinnen. Oder, wie sie sich selbst oft scherzhaft bezeichnen, die „braunen“ Schwestern und die „weißen“ Schwestern.

 

Zwölf „braune“ Elisabethinen leben in ihrem Kloster, vier „weiße“ Dominikanerinnen in einer Wohnung zwischen Kloster und Krankenhausgebäude. Beides sind eigenständige Gemeinschaften mit ihrer jeweiligen Spiritualität und Freiheit. Sr. Immakulata, die Verantwortliche der Dominikanerinnen, sagt: „Wir sind jederzeit bei den Elisabethinen willkommen, aber wir werden nicht von ihnen vereinnahmt. Wir können weiterhin Dominikanerinnen sein.“

In der Praxis sieht das beispielsweise so aus: Die Dominikanerinnen beten zweimal wöchentlich die eingebaute Laudes in der hl. Messe bei den Elisabethinen, sonst beten sie in ihrer Gemeinschaft. An Festtagen feiern die „weißen“ Schwestern gemeinsam mit den „braunen“ in deren Refektorium.

Die Dominikanerinnen leben seit fast 6 Jahren hier, zuerst fünf Jahre in einer Wohnung im Betreuten Wohnen der Elisabethinen; jetzt in einer Wohnung direkt neben dem Kloster. Elisabethinen gibt es an diesem Ort seit 328 Jahren. Aber schon den ersten Elisabethinen in Graz war ein Dominikanerpater ein guter Helfer und Ratgeber.

1690 waren drei Gründungsschwestern von Aachen in Deutschland nach einem langen, beschwerlichen Fußmarsch in Graz angekommen, auf Bitte einer Gräfin, die ein Krankenhaus für Frauen stiften wollte. Nach Ankunft der Schwestern zog die Stifterin die versprochene Geldstiftung aber zurück und verlangte von ihnen, nach Aachen zurückzukehren. Die Schwestern gaben nicht auf und harrten drei Jahre lang aus. Zuspruch erhielten sie vom Dominikanerpater Raimund Finzig. Er gab ihnen den Rat, eine Novene zu Ehren der „Sieben Schmerzen Mariens“ zu beten. Völlig unerwartet haben sich danach die Wogen geglättet, die Gräfin unterzeichnete den Stiftungsbrief und im August 1694 konnte der Grundstein für Kloster und Krankenhaus gelegt werden.

Die Dominikanerinnen finden es sehr interessant und eindrucksvoll, dass sich die Schwierigkeiten der Elisabethinen durch das Wirken eines Dominikaners lösten. Mit dem Kommen der Dominikanerinnen hat sich somit 2013, als sie in das Betreute Wohnen gezogen sind, ein Kreis geschlossen.

Im Mai 2018 sind sie umgezogen, direkt neben das Kloster der Elisabethinen. Die neue Wohnung ist rundum für den Fall ausgestattet, dass eine der Schwestern pflegebedürftig sein kann. Das Miteinander zwischen den beiden Gemeinschaften ist weiterhin ungetrübt. In Notfällen können sich die Dominikanerinnen immer an die Elisabethinen wenden. Sr. Alberta von den Dominikanerinnen sagt: „Wir sind so willkommen als wären wir ein Teil des Konvents, nur einen Hof entfernt. Es war eine glückliche Fügung vom lieben Gott, dass wir so zusammengefunden haben – und dass es auch gelungen ist.“ Im Konvent der Elisabethinen sind sich alle einig: Die „weißen“ Schwestern gehören zu uns.

 

A. FELBER


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