Herausforderungen als Wohnanbieter

Herausforderungen als Wohnanbieter

Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

 

Wohnen bei den Elisabethinen hat eine lange Tradition. Schon immer haben Menschen in unmittelbarer Nähe zum Kloster gelebt, die oft ganz eng mit den Elisabethinen verbunden waren. Waren es am Anfang nur einzelne weltliche Mitarbeiter, wie beispielsweise ein Hausmeister, die bei den Elisabethinen gewohnt haben, so sind es mittlerweile ganz schön viele.

Insbesondere in Wien. Hier bieten die Elisabethinen vielen Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen rund um das Kloster eine Wohnmöglichkeit mitten in der Stadt. Die zentrale Lage direkt an der Verkehrsdrehscheibe Wien-Mitte, die Nähe zum Krankenhaus, der ruhige Innenhof – all das trägt dazu bei, dass Bewohnerinnen und Bewohner sich hier wohl fühlen, dass sie gerne bei den Elisabethinen wohnen und leben. Das freut natürlich auch uns. Und auch die Neugestaltung der Außenfassade, die wir Ihnen in einer unserer letzten Ausgaben vorgestellt haben, trägt dazu bei, dass Wohnen bei den Elisabethinen in Wien attraktiv ist.

Bei all diesen positiven Aspekten dürfen wir aber nicht auf diejenigen vergessen, die besonders auf unsere Unterstützung angewiesen sind. Gerade als Ordenseinrichtung ist es uns ein großes Anliegen, für alle Menschen da zu sein und auch die Menschen froh zu machen, die es aufgrund unterschiedlichster Gründe im Leben oft schwerer haben.

Die Bewohnerinnen in unseren Häusern sind bei weitem keine homogene Gruppe: Bei uns leben Menschen mit tiefen Wiener Wurzeln, die vielleicht schon in X-ter Generation die gleiche Wohnung haben, neben einer jungen Familie, die aus einem Kriegsgebiet nach Österreich geflohen ist. Bei uns wohnen ältere Menschen, die ihren Lebensabend in Ruhe und Gemächlichkeit verbringen möchten, neben einer Familie mit zwei pubertierenden Jugendlichen, die ihre Lautstärke nicht immer im Griff haben. Bei uns suchen aber auch Obdachlose Unterschlupf, die sonst oft beschimpft und von überall vertrieben werden. Und mit dem Elisabeth-Brot, wo täglich rund 120 Bedürftige mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden, versuchen wir sie zu unterstützen.

In diesen Unterschieden liegt aber auch eine Herausforderung für uns als Ordenseinrichtung. Wie ist ein Ausgleich zwischen den oft sehr divergierenden Interessenslagen der Menschen in unseren Häusern und rund um unsere Häuser zu schaffen? Wie können wir moralischen Ansprüchen, die uns von anderen auferlegt werden, die wir aber auch selber für gut und richtig halten, bei all dieser Widersprüchlichkeit genügen? Welche Art der Gerechtigkeit ist als Maß für die unterschiedlichen Konfliktsituationen heranzuziehen, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss?

Fragen über Fragen, die uns von Zeit zu Zeit in unserer Rolle als Wohnanbieter beschäftigen. Bisher haben wir immer versucht, im guten Einvernehmen mit allen Beteiligten die individuelle Situation zu meistern. Mit etwas gutem Willen von allen Beteiligten wird uns das hoffentlich auch in Zukunft gelingen. Nicht nur in Wien.

 

SR. BARBARA LEHNER


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