Manchmal geht mehr, als man glaubt

Manchmal geht mehr, als man glaubt

Therapiezentrum der Elisabethinen Wien-Mitte

Gesundheit, das „Zentrum für Menschen im Alter“, Wohnen und Gastfreundschaft sind die Säulen des Standorts der Elisabethinen im 3. Wiener Gemeindebezirk. Inmitten der Liegenschaften befindet sich auch das Therapiezentrum mit seinen 5 Therapieräumen und mittlerweile 15 Therapeutinnen und Therapeuten, die Menschen mit psychischen Problemen unterstützen. Unter ihnen auch Andrea Ruhland, die mit Kindern und Jugendlichen aber auch geriatrischen Patientinnen arbeitet.

ANDREA RUHLAND IST Ergotherapeutin und Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision in der Methode Katathym Imaginativer Psychotherapie. Ein Teil der Arbeit mit den Patientinnen erfolgt in einem entspannten Zustand und untersucht mittels Bildern, Träumen und Imaginationen die symbolische Sprache des Unbewussten. Eine Methode, die auch für die ältere Generation ideal ist. Denn immer mehr ältere Menschen nehmen psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Altersdepression, Demenz aber auch der Verlust von Fähigkeiten sind hier die Hauptursache. Oftmals sind es zuerst die Angehörigen, die sich eine Therapie für Mütter oder Väter wünschen, berichtet Andrea Ruhland aus ihrer Erfahrung. Denn unsere leistungsbezogene Gesellschaft führt dazu, dass der Verlust von Fähigkeiten nicht akzeptiert wird. Ein Problem, das Angehörige oftmals vor den Betroffenen wahrnehmen.

Therapie mittels Videotelefonie

Den 1. Lockdown im Frühjahr 2020 hat die Mutter eines schulpflichtigen Kindes zuhause verbracht und rasch erkannt, dass ihre Patientinnen und Patienten gerade in der Krise auf der Suche nach Stabilität waren und die Fortführung der Therapie daher wichtig war. Und plötzlich ging mehr, als man glaubt: Therapie mittels Videotelefonie, vor der Krise noch undenkbar, war plötzlich möglich. Eine neue Variante, die zum Erstaunen der Therapeutin auch ältere Menschen in Anspruch nahmen. Und obwohl sich die Praxis nun wieder gefüllt hat und mehr Nachfrage als vor der Krise vorhanden ist, sind die Online-Therapie und der Hausbesuch bei der älteren Generation die Mittel der Wahl. Haben doch viele ältere Menschen heute Angst, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken und bleiben daher lieber Zuhause.

Mehr Akzeptanz in der Krise

Andrea Ruhland wünscht sich mehr Akzeptanz in der Krise. Akzeptanz dafür, dass jeder Mensch anders mit diesem Ausnahmezustand umgeht. Akzeptanz dafür, dass es gerade für demente und psychisch  Erkrankte Personen schwierig ist, sich an neue Regeln zu halten. Und sie ist überzeugt davon, dass Probleme, die durch die Krise auftauchen, auch schon davor Bestand hatten. So waren manche ihrer Haubesuche bei älteren Menschen bereits vor der Krise der einzige soziale Kontakt, den sie noch hatten.

M. Vogl


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