Wir wollen einander mit Leben anstecken

Wir wollen einander mit Leben anstecken

Das Hochfest des Hl. Franziskus – ein ganz besonderer Tag für zwei junge Elisabethinen

Sr. Luzia liegt als Zeichen der Hingabe vor dem Altar.

Viele wären gerne am 4. Oktober in die Klosterkirche der Elisabethinen in Linz gekommen, um mit Sr. Luzia Reiter ihre ewige Profess und mit Maya Fürst ihre Einkleidung im Kreis der Schwesterngemeinschaft der Elisabethinen zu feiern. Möglich war es aufgrund der prekären Coronalage nur wenigen, aber die Freude war ungebrochen groß.

ÜBERSETZT IN ETWAS profaneres Deutsch heißen Profess und Einkleidung: Sr. Luzia versprach in diesem feierlichen Gottesdienst, sich ihr ganzes Leben lang an Gott und die Gemeinschaft der Elisabethinen zu binden. Maya Fürst bat darum, in die Gemeinschaft der Elisabethinen aufgenommen zu werden und erhielt das Ordenskleid und den Ordensnamen. Beide setzten damit einen entscheidenden Schritt in ihrem Leben, vergleichbar etwa mit einer Hochzeit und einer Verlobung. Ein innerer Ruf und ein beständiges Hineinwachsen in die gewählte Lebensform als Ordensfrau gingen diesen Schritten voraus.

Nomen est omen

Sr. Luzia Reiter stammt aus Regau und wusste sehr bald, dass sie ihr Berufsleben mit einem Leben im Glauben verbinden wollte, und dass sie dies nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft tun wollte. 2009 kam sie erstmals zu den Elisabethinen, um den Orden kennen zu lernen, indem sie in der Gemeinschaft mitlebte. Sehr bald konnte sie sich vorstellen, dass dies jener Platz werden könnte, wo sich ihr Wunsch verwirklichen ließe. 2012 setzte sie jenen Schritt, den Maya Fürst nun auch tat, und trat in den Orden ein. Sr. Luzia ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie ausgebildete Pastoralassistentin.
Beides kommt ihr in ihrem Aufgabengebiet als Hausleiterin des Generationenhauses der Elisabethinen in der Harrachstraße zugute. Mit Leidenschaft, Mut zum Gestalten, der sprichwörtlichen elisabethinischen Fröhlichkeit, Humor, Hausverstand und einem feinen Gespür für die Bewohnerinnen und Bewohner hat sie schon während und trotz der intensiven Zeit der Vorbereitung auf ihre ewige Profess bewiesen, dass sie an diesem Platz goldrichtig ist und ihr diese zugleich fordernde wie erfüllende Aufgabe auf den Leib geschneidert ist. Nomen est omen: Ihr voller Ordensname lautet Sr. Luzia von der Liebe Gottes: Es wird in der Tat Licht, wo Sr. Luzia lebt und wirkt und durch sie die Liebe Gottes zu den Menschen ausstrahlt. Maya Fürst haben wir an dieser Stelle schon einmal vorgestellt, als sie 2019 um Aufnahme als Kandidatin bei den Elisabethinen bat. Nun dürfen wir über ihren nächsten Schritt, die Einkleidung berichten. Ihr Weg zu den Elisabethinen führte über ein franziskanisches Ordensjahr, bei dem sie Sr. Rita Kitzmüller kennenlernte, die junge Menschen während dieses Jahres begleitet und auch das Noviziat der Elisabethinen in Linz leitet. Seither hat sich Maya weiter in die franziskanische Spiritualität vertieft und in die Gemeinschaft der Elisabethinen eingelebt, sodass in ihr der Wunsch reifte, ganz in den Orden einzutreten. Sie erhielt den schönen Namen Sr. M. Helena vom lebendigen Gott. Die Namensverkündigung war wie immer ein mit großer Spannung erwarteter „Programmpunkt“ im Festgottesdienst, und ließ wohl nur wenige Augen trocken, denn auch dieser Name passt sehr gut zur Persönlichkeit dieser bemerkenswerten jungen Frau. Einziger Wermutstropfen für Sr. Helena war an jenem Tag, dass ihre Familie aus der Schweiz aufgrund der Reisewarnungen für Österreich nicht am Festgottesdienst teilnehmen konnte. Nur ihr Vater war gekommen, der Rest der Familie konnte aber zumindest via Livestream dabei sein.

Eine berührende Festansprache

Zur großen Freude dieses besonderen Festtages fand auch Abt Lukas Dikany vom Stift Schlägl in seiner Festpredigt die passenden Worte: In Zeiten, in denen das Wort „Ansteckung“ fast ausschließlich mit dem gefährlichen Virus assoziiert werde, denke kaum jemand daran, dass der Begriff eigentlich auch sehr positiv besetzt sein kann. Lachen, Lebensfreude, Begeisterung, Herzlichkeit, ein guter Umgang miteinander – das alles könne ansteckend sein und eine positive Dynamik entstehen lassen. Diesen Gedanken bezog Abt Lukas auf Sr. Luzia und Sr. Helena, die sich beide von Jesus Christus und der Lebensform der Elisabethinen haben anstecken lassen. Sie seien mit dem „Lisl-Virus“ infiziert, und das sei „ein guter Geist, ein ehrliches Bemühen um einander, eine tiefe Gottsuche und ein den Menschen dienendes Herz“.
Sr. Helena erinnerte er daran, dass das Ordenskleid die Marke Christus, Elisabeth und Franziskus trage und es äußerer Ausdruck der inneren Entscheidung für ein Leben als neuer Mensch im Glauben sei. Das Ordenskleid heißt auch Habit, was aus dem Lateinischen sowohl mit „Kleidung“ als auch mit „Haltung“ übersetzt werden könne. Sein Wunsch an Sr. Helena: Ein gutes Hineinwachsen in die Haltung und in die neue Lebensweise. Sr. Luzia erinnerte er daran, dass für sie an diesem Tag die Gelübde im Vordergrund stünden, und er beschrieb ein Bild des berühmten Malers Giotto in der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi: Franziskus steht da zwischen zwei Engeln und trägt ein Joch, dessen Seile hinauf in die Hände Gottes laufen. Das symbolisiere die Leichtigkeit der Bürde in der Bereitschaft, sich von Gott führen zu lassen. Daher sein Wunsch an Sr. Luzia, alle Schwestern und die gesamte Feiergemeinde: Wie Franziskus aufrecht zu stehen im festen Glauben an Gott, die Last zu tragen und sich von ihm führen zu lassen und so letztlich erfahren zu dürfen, dass sie uns nicht niederdrückt, sondern stark macht für das tägliche Leben. Am Ende des Festgottesdienstes sprach Generaloberin Sr. Barbara Lehner allen Mitwirkenden ihren Dank aus und wohl allen aus der Seele, als sie den eindringlichen Wunsch formulierte, es möge nie eine Impfung gegen das „Lisl-Virus“ geben.

A. Retschitzegger


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