"Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich"

"Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich"

Diese Worte des Apostels Paulus sind seit Beginn an Programm und Auftrag der Elisabethinen. Innovation auf Basis der Tradition prägt seit der Gründung des Ordens durch Mutter Apollonia Radermecher 1622 in Aachen seine Werke. Freude an der Gestaltung der Zukunft ist daher besonders auch in diesem herausfordernden Jahr 2020, in dem sich die Elisabethinen dankbar an die Ankunft der ersten drei Ordensschwestern 1690 in Österreich erinnern, ein wesentlicher Impetus für ihr Kloster und ihr Krankenhaus.

„EINE SOLCHE ZUKUNFTSFREUDE hat auch die Ordensschwestern der Elisabethinen ermutigt, vor bald 330 Jahren zu Fuß von Aachen nach Graz zu kommen. Sie sind fröhlich, hartnäckig und achtsam ihren Weg gegangen – und dieser war alles andere als leicht. Wir Elisabethinen heute mit unseren rund 500 Mitarbeitenden in verschiedenen Werken stehen dankbar auf den Schultern dieser drei Gründungsschwestern“, so Generaloberin Mutter Bonaventura Holzmann in ihrer Grußbotschaft zur Jahresauftaktveranstaltung im Festsaal des Grazer Klosters im Jänner 2020.


Die Geschichte der Elisabethinen in Österreich begann mit drei Ordensschwestern, die nach einem langen Fußmarsch von Düren bei Aachen am 19. Oktober 1690 ihr Ziel in der Grazer Vorstadt erreichten. Sr. Maria Clara Haß, Sr. Maria Josepha de Rupe und Sr. Maria Anna Vettweiß waren gemeinsam mit einer vierten Mitschwester, Sr. Elisabeth Vettweiß, die unterwegs aufgrund der großen Strapazen starb, der Einladung der Gräfin Maria Theresia von Wagensperg gefolgt. Sie hatte zugesagt, ein Spital für arme, kranke Frauen zu stiften.

Nur wollte die Gräfin nach Ankunft der Schwestern nichts mehr von ihrem Versprechen wissen. Drei Jahre lang mussten die Elisabethinen ausharren. Sie blieben fest entschlossen, ihren Auftrag – ein Werk der Elisabethinen in Graz zu gründen – zu erfüllen. Dank ihres Gottvertrauens und der Unterstützung des Dominikanerpaters Raimund Fizing wandte sich die aussichtslose Lage zum Positiven. Die Gräfin änderte ihre Meinung und unterzeichnete 1693 den Stiftungsbrief. Sr. Maria Clara Haß war indessen 1692 aufgrund der schwierigen Situation verstorben. Zum Gedenktag der heiligen Klara von Assisi, dem 12. August 1694, wurden schließlich die Schwestern nach kirchlichem Recht als Gemeinschaft eingesetzte sowie tags zuvor der Grundstein für Kloster und Krankenhaus gelegt. 

Sr. Maria Josepha de Rupe, geboren am 3. März 1659, wurde vom steirischen Bischof zur ersten Oberin der Grazer Elisabethinen bestellt, Sr. Maria Anna Vettweiß zur ersten Vikarin. „Von Graz aus wurde die Gründung von zwei weiteren Konventen geplant: jenem in Wien, der nun der Realisierung harrte; die Verhandlungen für ein weiteres Kloster in Klagenfurt standen bereits vor dem Abschluss“, wie es in der Festschrift zum 300-jährigen Jubiläum der Elisabethinen in Wien mit dem programmatischen Titel „Strake Frauen im Wandel der Zeit“ heißt. (S. 32f.) 

„Die Fortentwicklung und Würde einer Gesellschaft hängt immer wieder und gerade an jenen Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“

1709 wurde schließlich das Kloster in Wien gegründet, 1710 in Klagenfurt und 1745 von Wien aus das Kloster in Linz. Besonders auch die Gründung in Wien wurde maßgeblich von Sr. Maria Josepha de Rupe durch ihr Gottvertrauen, ihre Weitsicht und ihre Hartnäckigkeit vorbereitet und mitgetragen. Sie ging schließlich 1711 dauerhaft nach Wien und wurde dort zur ersten Oberin der Elisabethinen gewählt. „Die nunmehr ‘offizielle’ Oberin … war energisch, erfahren, vertraut mit allen geistlichen und weltlichen Pflichten und bereit, aus der noch reichlich unfertigen Anlage das Beste für Schwestern und Kranke zu machen“.
(ebd., S. 38.)

Sr. Maria Josepha de Rupe stand dem Wiener Konvent 27 Jahre lang als Oberin vor, nachdem sie bereits 18 Jahre lang das Grazer Kloster geleitet hatte. Sie starb am 16. Dezember 1736 im Alter
von 77 Jahren. Inspiriert von ihrem Wirken wurden von Wien aus die Klöster in Prag (1719), Bratislava (1738), Linz (1745) und Brünn (1754) gegründet. Das Wirken dieser Gründungsschwestern inspiriert uns heute, selbst in einer elisabethinischen Haltung außerhalb der Komfortzone zu handeln und so die Humanität und Vitalität in unserer Gesellschaft mitzuprägen. Gerade in einer Zeit, in der beide Prinzipien herausgefordert sind, ermutigen uns die Gründungsschwestern, dem Wort von Papst Benedikt XVI. zu folgen: „Nächstenliebe ist nicht delegierbar. … Die Fortentwicklung und Würde einer Gesellschaft hängt immer wieder und gerade an jenen Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“

P. Rosegger


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