Liebevoll aufgehoben auch in der Trauer

Liebevoll aufgehoben auch in der Trauer

Jedes Leben ist geprägt von unterschiedlichen Ereignissen, ständiger Veränderung und damit auch von verschiedenen Situationen des Abschiednehmens. Eine der schwierigsten Erfahrungen ist der Verlust eines geliebten Menschen. In einem Krankenhaus wird dies besonders spürbar. Daher ist in unseren Ordensspitälern die unterstützende Begleitung der Angehörigen wic​​​​​​​htige gelebte Praxis unserer Gemeinschaft.

„WENN EIN WICHTIGER MENSCH STIRBT, kann einem das vollkommen den Boden unter den Füßen wegziehen“, sagt Michaela Höfler-Bauer, Seelsorgerin der Elisabethinen Graz, „wir möchten Angehörige in ihrer Trauer nicht alleine lassen, sondern sie dabei unterstützen, wieder Halt und Orientierung zu finden.“ Neben persönlichen Gesprächen mit den Seelsorger*innen, oft auch noch viele Wochen nach dem Tod, bieten unsere vier Krankenhäuser regelmäßig Erinnerungsfeiern an. Je nach Haus in unterschiedlichen Intervallen – in Linz monatlich, in Graz und Wien halbjährlich – sowie in wechselnden Formaten, vom Wortgottesdienst über die Eucharistiefeier bis hin zur ökumenischen Gedenkfeier. Willkommen sind immer alle Angehörigen, unabhängig vom Konfessions- oder Religionsbekenntnis.

 

„Die Gedenk-Gottesdienste sind unser wichtigstes Angebot für Angehörige. Sie sind sehr persönlich gestaltet, geben der Trauer Raum und Zeit.“

Schwester Rita, Seelsorge Linz

Wunden heilen

Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie mit großer Liebe und Hingabe vorbereitet werden, meistens in einem mehrköpfigen Team, das oft auch aus Mitarbeiter*innen von unterschiedlichen Berufsgruppen besteht: Pflege, Psychologie, Ärzteschaft, Sozialarbeit und natürlich Seelsorge. „Da werden Gebete geschrieben, Symbole ausgesucht oder selbst gebastelt, Bibelstellen ausgewählt, Dekorationen gestaltet und im Chor Lieder gesungen“, sagt Birgit Schopf, die in Linz schon mehrere Gedenkfeiern gestaltet hat. „Und“, fügt Seelsorgerin Schwester Rita hinzu, „dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Empathie und Qualität. Gehaltvoll, so soll die Erinnerungsfeier sein.“ In Wien etwa hat eine Mitarbeiterin ein symbolhaftes Weihrauch-Gebet geschrieben, das bei den letzten Feiern Ausgangspunkt für ein Weihrauch-Ritual war. Jedes Weihrauchkorn besteht aus Harz und Harz ist für die Wundheilung eines Baumes zuständig. Analog dazu sind auch die Gedenkfeiern zu sehen: Sie sollen mithelfen, die Wunden von Angehörigen zu heilen.

Raum für Trauer, Schmerz und das neue Leben

Heilung dauert. Und darf dauern. Dass Erinnerungsfeiern dabei nur ein Schritt sind, ist den Seelsorge-Teams bewusst.

Wichtig sind ihnen dabei vor allem drei Themen:
• den Verstorbenen Raum zu geben, ihrer Würde Ausdruck zu verleihen und auch dem, was sie erlitten haben;
• die Angehörigen in ihrer Trauer und in ihrem Schmerz ganz anzunehmen, sie aufzufangen, ihnen Halt zu geben;
• Perspektiven zu öffnen auf das neue Leben, auf eine Art Auferstehung: im Jenseits für die Verstorbenen, im Diesseits für die Hinterbliebenen; die Angehörigen dürfen wieder Hoffnung schöpfen, sich dieses neue Leben auch erlauben und bleiben dabei ja mit den Verstorbenen innerlich verbunden.

 

„Gemeinsam mit anderen Trauernden der Verstorbenen zu gedenken, gibt Halt und schenkt Hoffnung.“

Michaela Höfler-Bauer, Seelsorge Graz

„Es hat mich sehr berührt“

„Das war heute so wohltuend.“, „Meine Seele hat wieder neue Kraft getankt“, „Ich bin zutiefst dankbar.“ – so oder ähnlich klingen die Rückmeldungen auf die Gedenkfeiern, die an allen Standorten sehr gut angenommen werden. „Es gibt außerdem Kraft“, sagt Anna Köck, Seelsorgerin in Wien, „wenn gemeinsam getrauert wird. Man spürt, dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.“ Es gibt Angehörige, die öfter kommen, etwa zum Jahresgedenken. Oder überhaupt regelmäßig, wie eine junge Mutter, die ihren Mann verloren hat, und so lange jeden Monat gekommen ist, bis ihre Trauer leichter geworden ist. Auch Mitarbeiter*innen besuchen die Feiern, um ihre eigenen Erfahrungen mit den Verstorbenen zu verarbeiten. Immer wieder finden sich bei den Feiern Menschen ein, die bereits seit Jahren keine Kirche mehr besucht haben. Seit Corona haben die Elisabethinen Graz zusätzlich die Feiern auf Facebook übertragen, worauf sehr oft zugegriffen wurde. Dies wird nun beibehalten, einerseits zum späteren Nachschauen, andererseits um auch jenen Menschen Gelegenheit zu bieten, für die die Hemmschwelle insgesamt zu groß bleibt.

 

„Wir lassen auch in der Trauer niemanden alleine und stehen jederzeit für Gespräche bereit.“

Anna Köck, Seelsorge Wien

In aller Ruhe trauern und erinnern

Auch der Ort, an dem die Erinnerungsfeier stattfindet, spielt eine Rolle. Vielen fällt es schwer, dorthin zurückzukehren, wo sie ihre geliebte Person verloren haben. Daher werden die Feiern so angeboten, dass die Angehörigen nicht ins Krankenhaus müssen: in Graz in der Lourdeskapelle im Patientengarten, wo Besucher*innen auch im Freien ihren Platz wählen können; in Wien in der Kapelle der Elisabethkirche, in Linz in der Klosterkirche. Anders als beim Begräbnis, für das viele selbst die Verantwortung übernehmen mussten, haben die Angehörigen hier nun nichts zu tun. Sie können sich ganz der Erinnerung und ihren Gefühlen hingeben und sich dabei rundum aufgehoben fühlen.

V. Halvax


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