Gemeinsam statt einsam

Gemeinsam statt einsam

Vom wachsenden Phänomen der Einsamkeit und wie wir ihm begegnen können

Manche Menschen entscheiden sich ganz bewusst dafür, alleine zu sein. Manche nur für eine kurze Zeit, um beispielsweise Abstand von der Hektik des Alltags zu gewinnen, andere für einen ganzen Lebensabschnitt, weil sie die Ruhe und Abgeschiedenheit lieben. Ganz anders ist es für Menschen, die sich einsam fühlen und sich diese Situation nicht ausgesucht haben. Doch auch für diese Menschen gibt es Möglichkeiten, ihre Einsamkeit zu durchbrechen und dadurch neue Lebensfreude zu entdecken.

VIELFACH LIEST UND HÖRT MAN in den letzten Jahren von der fortschreitenden Vereinsamung der Menschen in unseren Breitengraden. Ein Phänomen, das sich durch alle Gesellschaftsschichten und alle Generationen zu ziehen scheint. Immer mehr ältere Menschen leben alleine und vereinsamen in ihren Wohnungen, wenn sie körperlich nicht mehr in der Lage sind, diese zu verlassen. Pflegende Angehörige verlieren den Kontakt zu Freunden und Bekannten, weil sie sich rund um die Uhr um ihre Lieben kümmern (müssen). Viele junge Menschen, aber nicht nur sie, flüchten in eine virtuelle Welt und scheinen dadurch den Vom wachsenden Phänomen der Einsamkeit und wie wir ihm begegnen können Gemeinsam statt einsam Manche Menschen entscheiden sich ganz bewusst dafür, alleine zu sein. Manche nur für eine kurze Zeit, um beispielsweise Abstand von der Hektik des Alltags zu gewinnen, andere für einen ganzen Lebensabschnitt, weil sie die Ruhe und Abgeschiedenheit lieben. Ganz anders ist es für Menschen, die sich einsam fühlen und sich diese Situation nicht ausgesucht haben. Doch auch für diese Menschen gibt es Möglichkeiten, ihre Einsamkeit zu durchbrechen und dadurch neue Lebensfreude zu entdecken. Anschluss an die „echte“ Gesellschaft zu verlieren. Und die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und dem empfohlenen „Social Distancing“ trägt das ihre dazu bei, diese Entwicklungen weiter voranzutreiben.

Einsamkeit – ein subjektives Phänomen

Einsamkeit wird im Lexikon der Psychologie des Spektrum-Verlags als ein subjektives Phänomen beschrieben, das vielfältige objektive Bedingungsfaktoren aufweist, jedoch vom physischen Alleinsein und von sozialer Isolation sowie dem positiv erlebten Für-sich-Sein unterschieden werden muss. Sie ist nicht für jede*n gleich. Was eine Person als belastende Einsamkeit erlebt, kann für einen anderen Menschen durchaus angenehmes Alleinsein bedeuten. Nur weil jemand allein ist, muss er*sie sich nicht unbedingt einsam fühlen. Und doch ist die Einsamkeit ein Phänomen, das im negativ empfundenen Sinn auf dem Vormarsch zu sein scheint. Eine Umfrage in Deutschland hat 2019 ergeben, dass rund 17 Prozent der Bevölkerung sich häufig oder ständig einsam fühlen. Ähnlich dürfte es in anderen industrialisierten Ländern aussehen. Das hat beispielsweise Großbritannien und Japan dazu bewogen, eigene Ministerien für Einsamkeit zu etablieren. Dort werden Strategien und Maßnahmen entwickelt, um der Einsamkeit der Bevölkerung entgegen zu wirken und um das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen.

Was eine Person als belastende Einsamkeit erlebt, kann für einen anderen Menschen durchaus angenehmes Alleinsein bedeuten.

Eine Parkbank lädt zum Tratschen ein

In Österreich gibt es (noch) kein Einsamkeitsministerium, aber trotzdem schon einige Initiativen, die sich dem Problem der Vereinsamung widmen und ihm entgegenzuwirken versuchen. Das kann oft schon mit ganz kleinen Schritten beginnen. So hat die Caritas St. Pölten beispielsweise das Tratschbankerl erfunden. „Wer hier sitzt, unterhält sich gerne!“ steht auf einer Plakette auf Parkbänken. Das soll dazu animieren, dass man sich keine eigene Bank für sich alleine sucht, sondern sich zu jemandem dazusetzt und ungezwungen ins Gespräch kommt. Auch wenn man sich vorher noch nie begegnet ist. Diese Plaketten kann man übrigens auch zum Preis von 4 Euro bei der Caritas St. Pölten bestellen.

Auch die Elisabethinen setzen Initiativen, um der Einsamkeit zu begegnen und die Gemeinsamkeit zu fördern. Das Generationenhaus in der Linzer Innenstadt, das im vergangenen Frühjahr eingeweiht werden konnte, ist ein lebendiges Beispiel dafür. Hier entsteht über die Generationen hinweg eine Hausgemeinschaft mit gemeinsamen Aktivitäten, auch wenn die Bewohner*innen zum Teil alleine wohnen. Die Veranstaltungsformate der Elisabethinen, wie der Ort der Begegnung in Linz, die im Jänner 2022 startende Reihe FROH.SINN in Wien oder die verschiedenen Fachtagungen in Graz, stellen ebenfalls die menschliche Begegnung in den Mittelpunkt, wenn nicht gerade die Pandemie einen Strich durch die Rechnung macht. Und sogar in Zeiten, in denen ein physisches Zusammentreffen nicht möglich ist, lassen sich online Alternativen finden.

Schon ein Gespräch auf einer Parkbank kann dazu beitragen, dass die Beteiligten sich weniger einsam fühlen.

Die Menschen froh machen

Ganz zentral im Wirken der Elisabethinen ist aber, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten, sie nicht allein zu lassen. „Seht, wir müssen die Menschen nur froh machen“, soll die heilige Elisabeth einmal gesagt haben. Und genau das wollen die Elisabethinen auch heute noch. Durch gute medizinische und pflegerische Betreuung in den Krankenhäusern, durch seelsorgliche Begleitung, in den Einrichtungen des betreubaren Wohnens und ganz besonders bei den spirituellen Angeboten. Darüber erzählen wir in dieser Ausgabe unseres Magazins. Lassen auch Sie sich davon inspirieren.

M. Etlinger


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