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Auf der Suche nach dem spezifisch franziskanischen Menschenbild

Auf der Suche nach dem spezifisch franziskanischen Menschenbild

Franziskanisches Symposium

Begleitet von der aufwühlenden Ästhetik der Bilder der Schweizer Theologin und Künstlerin Sabine Zgraggen durfte ich gemeinsam im September 2017 mit Vortragenden und TeilnehmerInnen am diesjährigen franziskanischen Symposium zwei persönlich und beruflich inspirierende Tage erleben.

Der Begriff Symposium bedeutet ursprünglich im Griechischen: „gemeinsames, geselliges Trinken“ und ist mittlerweile das Synonym für wissenschaftliche Konferenzen. Jährlich wird eine solche Konferenz von der Franziskanerprovinz Austria veranstaltet, heuer gemeinsam mit der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz, dem Krankenhaus der Elisabethinen Graz und der Medizinischen Universität Graz. Ich bin DGKP auf der Palliativstation im KH der Elisabethinen Graz und neben der Pflege auf der Station auch im Palliativen Konsiliardienst und im VinziDorf-Hospiz tätig. Sowohl das Gemeinsame und Gesellige als auch das Wissenschaftliche kamen nicht zu kurz: körperlich gesättigt von den Franziskanern und der Stadt Graz und geistig gestärkt durch Vorträge, die in ihrer Vielfalt den Menschen als ganzheitliches Wesen beleuchtet haben.

Medizin und Menschenbild

„Die Erfolge der gegenwärtigen naturwissenschaftlich- technisch orientierten Medizin sind unübersehbar. Trotzdem gibt es berechtigte Anfragen, ob ihr Zugang zum Menschen, ihr Verständnis von Krankheit und von Heilung umfassend genug ist.“ Schon dieser Text in der Einladung zeichnete das Spannungsfeld vor, in dem sich das Symposium bewegte. In diesem Sinn war der erste Tag geprägt von vielfältigen Vorlesungen und Podiumsgesprächen zum Thema. Das breite Fazit lautete: Wie wir mit kranken und alten Menschen umgehen, hängt davon ab, welches Menschenbild wir haben.

Franziskanisches Menschenbild und Praxisorte

Das franziskanische Menschenbild kann eine Richtschnur sein. Bereits die Hl. Elisabeth von Thüringen hat ihr Leben den Schwachen und Kranken gewidmet. Gemeinsam mit anderen franziskanischen Orden nehmen die Elisabethinen, die sich an ihr und am Hl. Franziskus ausrichten, das begonnene Werk auf und führen es weiter. Der Blick auf Ausgegrenzte und an den Rand Gedrängte wird seit diesen Heiligen bewahrt und geschärft. Ordenskrankenhäuser stehen vor der Herausforderung, medizinische und pflegerische Leistungen auf höchstem Niveau zu erbringen und mit ihrem christlichen-franzis - ka nischen Leitbild und der zugrunde - liegenden Spiritualität zu verbinden. Ordenshäuser können Akzente setzen und ihre – im Speziellen die franziskanische – Spiritualität im modernen Krankenhaus weitergeben und leben.


Bericht aus der Praxis

Der zweite Tag des Symposiums war geprägt von den Gedanken um das franziskanische Menschenbild und die Gesundheitssorge heute. In den Praxisorten/ Workshops konnten sich die Teilnehmer zu einzelnen Bereichen vertiefen. Ich durfte einen Workshop zum Thema „Hospiz und Palliative Care“ halten. Die ca. 15 TeilnehmerInnen kamen aus den unterschiedlichsten Lebensund Arbeitsbereichen und hatten individuelle Erfahrungen zum Thema Palliativversorgung und Lebensende. Eine gemeinsame Basis wurde durch eine kurze Begriffsklärung und Vorstellung meiner Tätigkeit, soweit durch einen Film, der auf unserer Palliativstation gedreht wurde, geschaffen. Dadurch bekamen die TeilnehmerInnen Einblick in unsere Tätigkeit und unsere Leitgedanken. Unser VinziDorf-Hospiz, das erste Hospiz für obdachlose Menschen, stieß auf großes Interesse. In der Gesprächsrunde hatte die Gruppe vor allem persönliche Fragen an mich: Wie halte ich die Arbeit mit unheilbar kranken Menschen aus? Meine Antwort: Die Hospiz- und Palliativarbeit ist eines von wenigen Betätigungsfeldern in der Pflege, in der ich die Qualität liefern kann, die ich liefern will, und mich sehr stark dem Patienten widmen kann. Ich hatte das erste Mal die Ehre, einen solchen Workshop zu leiten. Hans-Walter Ruckenbauer von der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität Graz hat mich dahingehend gut begleitet. Mit vielen positiven Rückmeldungen durfte ich wieder in meinen beruflichen Alltag zurückkehren. Was von diesen zwei Tagen für mich spannend bleibt ist die Frage, was das spezifisch franziskanische im Unterschied zum allgemein christlichen Menschenbild ist. Ein Denkansatz von mir: Den Leitsatz der Elisabethinen Graz „Schau hin und handle“ kann ich ganz klar hervor streichen und ihn erweitern zu „Schau hin, denke nach, setze Prioritäten und handle!“

H. RESSLER


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