Ein großer Schritt in eine gemeinsame Zukunft Unsere Projekte

Der Spaß darf nicht fehlen

Im Zivildienst hat Christoph Haugeneder viel vom Leben und für das Leben gelernt.

Im vergangenen Oktober begannen für Christoph Haugeneder ein neues Abenteuer und ein neuer Lebensabschnitt: Er startete seinen Zivildienst im St. Barbara Hospiz in Linz. Mittlerweile hat er seine Zivildienstzeit fast abgeleistet, aber er zählt nicht die Stunden bis zum letzten Tag im Hospiz, sondern bleibt sogar noch zwei Monate länger.

WÜRDEN SIE EINEN JUNGEN MANN, der bis vor mittlerweile einem Jahr an der Bautechnik-HTL in Linz war, in einem stationären Hospiz vermuten? Christoph Haugeneder hat es dorthin verschlagen. Zum Glück nicht als Bewohner, sondern als Zivildiener. Seit Oktober 2022 ist er der erste Zivi im St. Barbara Hospiz und man hat den Eindruck, er fühlt sich hier so richtig wohl.

Christoph Haugeneder ist ein großgewachsener, sportlicher junger Mann, der aufgeweckt und gelassen zugleich wirkt. Wenn man ihn im St. Barbara Hospiz trifft, versprüht er eine wohltuende, jugendliche Leichtigkeit und man kommt schnell mit ihm ins Gespräch. Er ist redegewandt, strahlt Offenheit aus und scheint sich gut auf Menschen und Situationen einlassen zu können. Der Freistädter hat sich bewusst und aktiv für das St. Barbara Hospiz als seine Zivildienststelle entschieden und dafür bei seinen damaligen Schulkolleg*innen, aber auch in seinem privaten Umfeld, manch überraschten Gesichtsausdruck geerntet.

Mit dem Tod in Berührung kommen

Dass er im Hospiz mit Menschen am Ende ihres Lebens und sogar mit dem Tod in Berührung kommen würde, war dem jungen Mühlviertler von Anfang an klar. Wie es ihm dabei gehen wird, konnte er natürlich nicht voraussagen. Heute weiß er, dass er gut damit umzugehen gelernt hat. „Es ist schon auch cool, in so jungem Alter das einmal zu sehen, auch wenn man sich vorher vielleicht schreckt“, sagt er. Christoph Haugeneder hat während seines Zivildienstes für sich entdeckt, dass der Tod einfach etwas durch und durch Natürliches ist. „Man ist hier dem Tod zwar nahe, aber irgendwie ist das auch fein.“

Du musst dein eigenes Leben realisieren, drauf schauen, was du daraus machst.

In den vergangenen acht Monaten konnte der junge Zivi viele Bewohner*innen im St. Barbara Hospiz in Linz mit ihren Lebens- und zum Teil mit ihren Leidensgeschichten kennenlernen. Manche von ihnen leben heute noch im Hospiz, viele sind mittlerweile verstorben. In Kontakt war und ist er mit ihnen fast täglich. Schließlich hat er einige Versorgungsaufgaben übertragen bekommen, was das professionelle Pflegeteam deutlich entlastet. So bringt Christoph Haugeneder beispielsweise die Mahlzeiten in die Zimmer vieler Bewohner*innen, er verteilt die frische Wäsche oder begleitet einzelne Bewohner*innen, wenn es deren Gesundheitszustand erlaubt, auch einmal in den Garten, auf einen Spaziergang oder in die Stadt für kleinere Besorgungen. Bei diesen Gelegenheiten entsteht dann schon auch einmal ein intensiveres Gespräch und man lernt sich besser kennen. Und wenn genügend Zeit ist, kocht der junge Bautechniker gerne auch einmal eine kleine Köstlichkeit in der Gemeinschaftsküche. Selbstgemachtes Eis aus dem Thermomix ®, den es im Hospiz seit einigen Monaten gibt, war eines der Highlights, die er für Bewohner*innen und Kolleg*innen zauberte.

Sterbende Menschen zu begleiten, gehört natürlich nicht zu den Aufgaben des Zivildieners. Sehr wohl darf er aber mithelfen, wenn nach dem Tod das Zimmer des*r Verstorbenen noch schön hergerichtet und gestaltet wird. „Das ist wirklich auch was Schönes“, sagt er mit ehrlichem Respekt in der Stimme.

Gespräche mit Angehörigen – einfach zuhören

Auch die Angehörigen dürfen im Hospiz-Alltag natürlich nicht fehlen. „Am Anfang habe ich immer nur kurzen Smalltalk mit den Angehörigen geführt“, erzählt Christoph Haugeneder. „Mittlerweile ist das viel besser. Oft muss ich gar nicht viel sagen, die Leute brauchen einfach jemanden zum Zuhören.“ Meistens geht es in diesen Gesprächen um die oft schwierige eigene Situation der Angehörigen, weniger um die Bewohner*innen und schon gar nicht um medizinische Themen. „Da darf aber auch der Spaß nicht fehlen“, ist der junge Mann überzeugt und erzählt davon, dass es in den Gesprächen manchmal auch um „ganz normale Dinge“ geht.

Es gibt ganz viele Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse, die Christoph Haugeneder sich aus seiner Zeit im Hospiz mitnimmt, da ist er sich sicher. Eines dieser Erkenntnisse aus den Begegnungen und Gesprächen mit den Menschen im Hospiz ist, dass er sich nichts im Leben für später aufheben will, wenn er es gleich umsetzen kann. „Du musst dein eigenes Leben realisieren, drauf schauen, was du daraus machst“, ist er überzeugt. „Nicht zögern, sondern machen.“ In dieser Ansicht hat ihn die Begegnung mit einer Bewohnerin bestärkt, die im Jänner ihre schwere Diagnose erhalten hatte, schon im Februar ins Hospiz kam und hier nur eine Woche verbringen konnte, bevor sie verstarb. „Da wird einem klar, wie schnell es manchmal gehen kann.“

Eine prägende und bereichernde Zeit

Dieses und viele weitere Erlebnisse im Hospiz haben ihn in den vergangenen acht Monaten viel erwachsener gemacht, beschreibt der junge Freistädter. Und er möchte keines dieser Erlebnisse missen. Ganz im Gegenteil. Er hat sich jetzt, am Ende seines Zivildienstes, sogar dazu entschieden, über den Sommer noch zwei Monate im Hospiz dranzuhängen, bevor er in die Welt der Technik zurückgeht und sich auf die Suche nach einem Job als Bautechniker begibt. Aber der nächste Zivildiener für das St.- Barbara Hospiz steht schon in den Startlöchern. Er wird im Oktober in der Linzer Harrachstraße beginnen und Christoph Haugeneder wünscht ihm schon jetzt alles Gute dafür.

M. ETLINGER


 

Christoph im Podcast

Zu hören gibt es Christoph Haugeneder im Podcast der Elisabethinen, in dem er unter anderem erzählt, wie er zur Entscheidung gekommen ist, seinen Zivildienst im Hospiz zu machen.


Weiter zum nächsten Artikel >>​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

<< Zurück zur Übersicht​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​