Unsere Spiritualität

 

Unsere elisabethinische Spiritualität ist tief im Alltag verwurzelt, im Gebet, in unserer Gemeinschaft, in der Liebe zu unseren Mitmenschen und in der Freude an der gesamten Schöpfung.

Die heilige Elisabeth und der heilige Fransziskus sind mit ihrem Leben und Wirken unsere spirituellen Vorbilder. Sie waren davon überzeugt, dass Beten, das nicht im praktischen Tun der Liebe mündet, fruchtlos bleibt. So wollen auch wir das Gebet und unseren Dienst an den Mitmenschen und an der Schöpfung als zwei Seiten einer Medaille verstehen und in beidem die Schönheit als eine Quelle unserer Kraft erkennen.

Hl. Elisabeth von Thüringen

Als Landgräfin Elisabeth von Thüringen die ersten Franziskaner kennenlernte, übte ihr Ideal der befreienden Besitzlosigkeit großen Einfluss auf sie aus. Beeindruckt von deren Lebensweise stellte Elisabeth ihr Leben in den Dienst der Nächstenliebe für Arme und Kranke.

"Wir müssen füreinander da sein, weil Gott und gezeigt hat, dass er für uns da ist."

Bereits als Landesfürstin begnügt sich Elisabeth nicht mehr mit dem Geben von Almosen, sondern beginnt im Dienst an Kranken und Bedürftigen schwere und von ihren Zeitgenossen als entwürdigend angesehene Tätigkeiten zu verrichten. Ab dem Jahre 1226 hilft sie außerdem in dem Spital, das sie am Fuß der Wartburg errichten ließ, persönlich bei der Pflege der Kranken und wendet sich besonders liebevoll den aussätzigen, schmutzigen und verkrüppelten Kindern zu. Nach dem Tod ihres Mannes Ludwig lässt Elisabeth bereits im Sommer 1228 mit einem Teil ihres Witwenerbes außerhalb der Stadtmauern von Marburg ein Spital bauen, das zu Beginn des Winters die ersten Kranken aufnehmen kann. Als Patron des Hospitals wählt Elisabeth den heilig gesprochenen Franz von Assisi. Wie ihr Vorbild Franziskus widmet sie sich besonders der Pflege von Aussätzigen. Außerdem verteilt sie ihr Geld an die Armen und löst sich von ihrem Leben als Landesüfrstin Thüringens, als Ehefrau und Mutter, und gibt auch das Letzte auf, was ihr aus dieser Zeit geblieben ist. Dadurch wird sie völlig frei für den Dienst an den Armen und Kranken. In diesen Dienst stellt sie sich mit ganzem Herzen und ganzer Kraft - ohne jeden Vorbehalt. Berichte schildern Elisabeth als eine selbstlose, hingebungsvolle, von innerer Heiterkeit und tiefer Nächstenliebe erfüllte "Mutter der Kranken und Armen".

"Seht, ich habe euch gesagt, dass wir die Menschen froh machen müssen!

Hl. Franziskus von Assisi

1182 - 1226, Ordenspatron

Franz von Assisi war ein Heiliger für alle Zeiten, ein Heiliger für alle Menschen. Er predigte Frieden in einer Zeit, in der ein Leben ohne Krieg undenkbar war.

"Wir sollen den Herrn in unseren Werken verherrlichen; denn dazu hat er uns in alle Welt gesandt, dass wir durch Werk seiner Stimme Zeugnis geben."

Er umarmte die Armen, während andere sie mit Verachtung behandelten. Und er verbündete sich mit der Natur Jahrhunderte bevor die Menschheit ihre Verbindung zu jedem Lebewesen verstand.

Viele große Heilige haben uns Diskurse über ihre Reise zu Gott hinterlassen. Franz von Assisi spricht uns jedoch viel mehr durch sein Leben als durch seine Schriften an. Seine uneingeschränkte, enthusiastische praktische Anwendbarkeit ist für uns heute eine Herausforderung, wenn wir auf unserem Weg zu Gott nach Sinn und Erfüllung suchen. Er bat seine Brüder, das Evangelium zu predigen und dabei „wenn nötig Worte zu benutzen“.

Die Gott-Suche führte Franziskus oft über dunkle Wege und erforderte oft radikale Richtungsänderungen, aber er suchte und fand seinen Gott durch eine inkarnative Herangehensweise. Gott war sein liebender Vater und alles, was er hatte, war eine Gabe; Christus war sein Bruder, und der Geist dieser Liebe lebte in ihm. Diese Sicht führte zu einer Vertrautheit mit allen Wundern der Schöpfung, sodass er die gesamte Schöpfung als Schwester und Bruder ansprechen konnte.

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein ist das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
besonders dem Herrn Bruder Sonne,
der uns den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz:
von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Mond und die Sterne.
Am Himmel hast du sie geformt, klar und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Wind,
für Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deine Geschöpfe am Leben erhältst.

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Feuer,
durch den du die Nacht erhellst.
Und schön ist er und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt, mit bunten Blumen und Kräutern.

Gelobt seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Not.
Selig, die ausharren in Frieden,
denn du, Höchster, wirst sie einst krönen.

Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester, den leiblichen Tod;
kein lebender Mensch kann ihm entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig, die er finden wird in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und dankt und dient ihm mit großer Demut.

Franziskus sprach also nicht so sehr über Spiritualität, als er sein Gebet lebte - als früher Biograf sagte Thomas von Celano: „Er wurde zum Gebet“, und in seiner Beziehung zu Gott würde er seine Anhänger dazu bringen, sich ihm anzuschließen. „Halte nichts von dir für dich zurück, damit derjenige, der sich dir völlig hingibt, dich vollständig aufnimmt.“


Die sieben Elisabethinischen Grundsätze

 

Aus den "Werken der Barmherzigkeit" (Matt. 25,31-46) der Heiligen Elisabeth, wurden die sieben elisabethinischen Grundsätze abgeleitet. Sie gelten als Verhaltens- und Entscheidungshilfe für alle Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen unserer 4 Wirkfelder:

 

Hungrige speisen

Essen ist für uns der Ausdruck der Gastfreundschaft. Gemeinsame Mahlzeiten, ansprechendes Servieren der Speisen und der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln sind uns wichtig.

 

Durstige tränken

Wir wollen Quellen erschließen, die die Lebensqualität steigern. In einer wohltuenden Atmosphäre sollen Kreativität und Gesundheit gefördert werden. Spirituelle Angebote und Ruhezeiten sollen dazu beitragen.

 

Fremde beherbergen

Wenn wir Fremden offen begegnen, bereichert das nicht nur unser Leben. Das Gefühl von Fremdsein wollen wir durch Integration abbauen.

 

Nackte bekleiden

Mit unserer wertschätzenden Fürsorge wollen wir Menschen Schutz und Würde geben.

 

​​​​​​​Kranke besuchen

Alle unsere Begegnungen mit Leidenden sind von Respekt getragen. Die Besuche bei Patientinnen und Patienten sollen ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechend gestaltet werden.

 

​​​​​​​Gefangene befreien

Wir versuchen behutsam, psychische, physische und soziale Einschränkungen der Menschen wahrzunehmen und gemeinsam neue Lebensperspektiven zu eröffnen.

 

Tote begraben

Es ist unsere Aufgabe als Ordenskrankenhaus, Sterbende und Trauernde einfühlsam und liebevoll zu begleiten.

Der Wandteppich hängt im Foyer des Ordensklinikums Linz Elisabethinen. Diese künstlerische Darstellung, geschaffen von Sr. Ludgera, zeigt, wie die Heilige Elisabeth die "Werke der Barmherzigkeit" (Matt. 25,31-46) in die Tat umsetzt (Ableitung der sieben elisabethinischen Grundsätze).