Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit

Diskussionsthema beim Quartals.Gespräch zum Thema Gesundheit am 19. Oktober

Die Theologisch-praktische Quartalschrift (Katholische Privat-Universität Linz), die elisabethinen linz-wien gmbh sowie das Bildungshaus Schloss Puchberg hatten gemeinsam zum Quartals.Gespräch in den Festsaal der Elisabethinen Linz eingeladen. Unter der Moderation von Univ.-Prof.in Ines Weber diskutierten am 19. Oktober 2022 Prim. Priv.-Doz. Christopher Lambers, Geschäftsführer Oliver Rendel und Univ.-Prof. Michael Rosenberger darüber, was Gesundheit ist und wie wir diese erhalten können. 

So selbstverständlich der Hinweis auf die Bedeutung der Gesundheit in unserer Alltagssprache ist, so unterschiedlich kann beim näheren Hinsehen sein, was wir darunter verstehen. Darauf wies Ines Weber, Chefredakteurin der Theologisch-Praktischen Quartalschrift, hin. Die Formel "Bleiben Sie gesund!" hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren etabliert. Wir verwenden sie nun häufig als Abschiedsgruß, als Schlusssatz von Briefen und Mails oder sogar am Ende der Fernsehnachrichten. Manchmal wird noch ergänzt, dass Gesundheit doch die Hauptsache sei. Wir scheinen dabei ein gemeinsames Verständnis davon, was Gesundheit ist, vorauszusetzen. Nicht zuletzt in den öffentlichen Diskursen rund um die „Corona-Pandemie“ wurde ein solches geteiltes Verständnis von Gesundheit vorausgesetzt – gewiss in diesem Fall vor allem die Abwesenheit einer schweren Erkrankung. Aber Gesundheit spielt weit über diese allgegenwärtige aktuelle Herausforderung eine zentrale Rolle für unser Leben und Zusammenleben. Die Vielschichtigkeit der Gesundheit, was wir mit ihr verbinden und wie sie unsere Lebensweisen prägt, genauer zu betrachten. Denn tatsächlich gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was Gesundheit ist und wie wir unterschiedliche (physische, psychische, gesellschaftliche) Dimensionen der Gesundheit miteinander ins Verhältnis setzen oder voneinander trennen können.  

Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit. 

Als Abwesenheit von Krankheit sehe man als Mediziner die Gesundheit natürlich auf den ersten Blick, so der Leiter der Pneumologie des Ordensklinikums, Primar Christopher Lambers. Seine Aufgabe sei es schließlich, bestimmte Krankheiten zu bekämpfen und Menschen "gesund zu machen". Auf den zweiten Blick aber gehe es um ein umfassenderes und differenziertes Verständnis von Krankheit, das – gerade im Hinblick auf die Arbeit eines Spitals – die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen mit ihren je eigenen Fähigkeiten herausfordere.

Dies unterstütze der Geschäftsführer der Elisabethinen, Oliver Rendel, der auch an Dienste und Voraussetzungen erinnerte, die leicht in Vergessenheit geraten: Nicht nur Medizin und Pflege, sondern auch beispielsweise die Haustechnik oder Selbstverständlichkeiten wie die Gewährleistung von sauberem Wasser seien unabdingbar für das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten. Ähnlich wie das Verständnis von Gesundheit, stelle sich auch die Gesundheitsversorgung als unglaublich vielschichtig und je nach Perspektive auch unterschiedlich dar. 

Für ein ganzheitliches Verständnis der Gesundheit warb der Moraltheologie Michael Rosenberger. Der Mensch sei nicht aufteilbar in einen körperlichen, einen psychischen, einen sozialen und einen spirituellen Teil seiner Persönlichkeit, sondern es gehe immer um den einen ganzen Menschen. Deshalb müsse auch Gesundheit in dieser Ganzheitlichkeit gedacht werden. Medizinische, pflegerische, seelsorgliche Versorgung eines Menschen bedingten einander und müssten auch im klinischen Alltag zusammengedacht werden. In der Zeit der strikten Corona-Maßnahmen sei diese Notwendigkeit einer ganzheitlichen Versorgung durch Besuchsverbote und teilweise Verbote einer seelsorglichen Begleitung schmerzlich bewusst geworden.  

Zusammenhang von Gesundheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit. 

In der Publikumsdiskussion wiesen die Teilnehmenden auf den Zusammenhang von Gesundheit und Zufriedenheit oder auch Dankbarkeit hin. So beobachte sie immer wieder, so eine Teilnehmerin, dass gerade chronisch kranke Menschen sich in einer stabilen therapeutischen Situation durchaus „gesund“ fühlten, jedenfalls sehr zufrieden seien mit ihrer Situation. Dass es schon immer auch um eine schwierige Balance zwischen Ängsten und Sorgen einerseits sowie Zufriedenheit und Dankbarkeit andererseits gehe, betonte eine andere Teilnehmerin. Nicht zuletzt dabei religiöse Faktoren oder Spiritualität wichtig sein, wie die drei Diskutanten am Podium bestätigten. Neben dem Aspekt des "gesund Werdens" gewinne auch das "gesund Bleiben" immer mehr Bedeutung – sei es in Form medizinischer Präventionsmaßnahmen oder sei es in schlichten Lebensvollzügen wie Ernährung und Bewegung. Moderatorin Ines Weber verwies abschließend auf die genau dazu passenden vier Wirkfelder der Elisabethinen: Spiritualität, Gesundheit, Wohnen und Lernen, die ebenfalls nicht getrennt zu betrachten seien, sondern immer in ihrem untrennbaren Zusammenhang zu verstehen seien. 

Die Theologisch-praktische Quartalschrift erscheint bereits seit 1848 und richtet sich an ein breiteres, an religiösen Themen interessiertes Publikum. Sie wird von den Professorinnen und Professoren der Fakultät für Theologie der Katholischen Privat-Universität Linz herausgegeben. Chefradakteurin ist die Kirchenhistorikerin der KU Linz, Professorin Ines Weber. Das erste Heft des Jahrgangs 2022 war dem Thema des Quartals.Gesprächs gewidmet: Gesundheit – Begriff, Phänomen, Konstrukt. Informationen zur Zeitschrift gibt es im Internet unter thpq.at, wo auch Einzelhefte und günstige Abonnements bestellt werden können. 


Von li: Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger (KU Linz), Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber (Moderatorin des Abends. Chefredakteurin der Theol.-prakt. Quartalschrift, KU Linz), Geschäftsführer Mag. Oliver Rendel (elisabethinen linz –wien gmbh), Prim. Priv.-Doz. Dr. Christopher Lambers (Ordensklinikum Linz Elisabethinen)

Quartals.Gespräch Podium: Von li: Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger (KU Linz), Geschäftsführer Mag. Oliver Rendel (elisabethinen linz –wien gmbh), Prim. Priv.-Doz. Dr. Christopher Lambers (Ordensklinikum Linz Elisabethinen), Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber (Moderatorin des Abends. Chefredakteurin der Theol.-prakt. Quartalschrift, KU Linz)